Andacht vom 23. Oktober 2011

23. Oktober 2011 - 18. Sonntag nach Trinitatis

1,2,3,4,6,7,8,9,11… – sehen Sie es, liebe Leserin und lieber Leser? Verstehen Sie, was an dieser Zahlenreihe nicht stimmt?

Jede fünfte Zahl fehlt. Ein absichtlicher Verlust, der aufrütteln und Fakten verdeutlichen soll, nämlich die in Bezug auf Kinderarmut in unserer Region. Die statistischen Zahlen belegen, dass in unserem unmittelbaren Umfeld jedes fünfte Kind in Armut lebt.

Darum wird in unserem Kirchenkreis am 9. November 2011 in einem ökumenischen Forum Kinderarmut thematisiert, um sie nicht nur zu sehen, sondern zu verstehen und adäquat handeln zu können. (nähere Informationen: www.kirchenkreis-halle.de)

Beide großen christlichen Kirchen in unserer Region setzen sich mit einem Thema auseinander, das nicht so leicht augenfällig ist, da diese Form der Armut mehr die Seele zeichnet. Denn Menschen, die bei uns von Armut betroffen sind, leiden, – weil sie in ihren Handlungsmöglichkeiten extrem eingeschränkt sind –, unter dem Gefühl, im sozialen Miteinander und im Bereich des gesellschaftlich Anerkannten nicht mithalten zu können. Häufig geraten sie in Situationen der Diskriminierung und Stigmatisierung.

Das Zahlenspiel vom Anfang soll es deutlich machen: In unserem direkten Umfeld fehlt jedes 5. Kind in unserm sozialen Miteinander, weil es von Armut betroffen nicht mithalten kann.

Wie können diese Kinder erleben, dass Gott uns zur Gemeinschaft, zum Miteinander untereinander geschaffen hat? Wie kann Nächstenliebe in ihrem Leben Raum bekommen, wenn die gesellschaftliche Ausgrenzung für sie im Vordergrund steht? Wie können sie sich selbst lieben, wenn sie mit so viel Ablehnung konfrontiert werden?

Hier geht es um grundlegende Lebensfragen. Die Bibel zeigt wiederholt auf, dass unser Leben darin seine Bestimmung und Erfüllung hat, dass wir von Gott geliebt und angenommen sind und diese Erfahrung untereinander weiterreichen.

1,2,3,4,5,6,7,8,9,10,11… - Diese Veränderung der obigen Zahlenreihe ist keine leichte Aufgabe, aber unser Auftrag. Denn Gott hat uns zum Miteinander bestimmt.

Beatrix Eulenstein (Harsewinkel) ist kreiskirchliche Pfarrerin mit sozial-diakonischen Aufgaben.