In den Nachrichten erfährt man zurzeit selten etwas Gutes: die wirtschaftliche Lage ist schwierig, alles wird teurer, Wetterextreme hier oder anderswo auf der Welt führen uns den Klimawandel vor Augen und für den Krieg in der Ukraine ist auch nach über 1 ½ Jahren keine Lösung in Sicht. Hinzu kommen oft noch die privaten Sorgen um die Gesundheit, um uns nahestehende Menschen oder um berufliche Probleme.
Um das alles machen wir uns Sorgen und die belasten und beschäftigen uns. Wie gehen wir damit um? Was können wir tun, damit die Sorgen uns nicht beherrschen oder uns anfällig machen auf Menschen hereinzufallen, die uns einfache Lösungen versprechen?
Alle eure Sorgen werft auf ihn, denn er sorgt für euch heißt es im 1. Petrusbrief in der Übersetzung nach Martin Luther. Der Verfasser des Briefes schreibt dies an Gemeinden in Kleinasien etwa zur Zeit des Kaisers Domitian (ca. 90-100 n. Chr.). Die Gemeindeglieder werden als Christen und Christinnen verfolgt, was ihnen verständlicherweise große Sorgen macht. Aber es sind Sorgen, auf die sie - genau betrachtet – keinen Einfluss haben. Da kann es ein großer Trost und eine Hilfe sein, dass wir jemanden haben, bei dem wir diese Sorgen nicht nur abgeben, sondern auf ihn werfen können, wie Müll, den wir wegwerfen und dann los sind. Wir können es tun im Vertrauen darauf, dass er sich um uns kümmert.
Wenn man das aber so versteht, dass wir nun die Hände in den Schoß legen können und uns um nichts kümmern müssen, so wäre das ein Missverständnis. Etwas näher am griechischen Original kann man auch übersetzen: Werft eure ganze Sorge auf ihn, denn ihr liegt ihm am Herzen. Wir dürfen ihm unsere Sorgen überlassen, denn wir liegen ihm am Herzen. Das heißt aber auch: er nimmt uns nicht alles ab. Manchmal können und müssen wir auch selbst etwas tun.
Wir können unsere Sorgen wegwerfen, dann haben wir die Hände und den Kopf frei. Wir können wieder klar denken und handeln.
So kann die neue Woche beginnen.
Heike Kerwin ist Pfarrerin für Gehörlosenseelsorge im Kirchenkreis Halle