12. Mai 2013 - Exaudi
Helfen tut gut
Unsere Kalender sind voll mit Gedenktagen: Weltwassertag, Weltspartag, Weltkindertag, Tag der Jugend… Kritiker wenden ein: „Was bringt es, einen Tag im Jahr etwas Gutes zu tun für Kinder, Jugendliche oder andere, und sich die restlichen Tage nicht darum zu kümmern?“ Aber ich denke, die Existenz dieser Gedenktage hat eine andere Absicht: Es geht darum, unseren Blick für etwas Alltägliches zu schärfen, bzw. etwas Wichtiges ins Bewusstsein zu rücken.
An diesem Sonntag gibt es einen solchen Gedenktag. Nein – ich meine an dieser Stelle nicht den Muttertag. Der 12. Mai ist der Internationale Tag der Krankenpflege. Er würdigt die Arbeit von Frauen und Männern, die sich um kranke, pflegebedürftige Menschen kümmern. Sie verdienen es in der Tat, in unser Bewusstsein gerückt zu werden.
Bei diesem Gedenktag wird mir aber auch bewusst, dass nicht nur die Profis helfen können. Es ist eine Aufgabe an uns alle. Und viele pflegen ja auch einen nahen Angehörigen – häufig mit soviel Engagement, dass es über die Grenze der eigenen Belastbarkeit hinausgeht. Aber jede und jeder, die/der für andere Menschen da ist, sie pflegt und umsorgt, weiß auch, dass es nicht nur Belastung ist, sondern dem Helfer/der Helferin ebenfalls guttut. Eine schöne Erfahrung: Indem ich anderen etwas Gutes tue, tue ich mir selbst auch Gutes. „Helfen tut gut“, nicht nur dem Hilfsbedürftigen.
Ich halte den Gedanken für ganz wichtig, zumal heute häufig die Ansicht in den Vordergrund rückt: „Was geht mich das an? Was habe ich damit zu tun?“ Solange man selbst nicht auf Hilfe angewiesen ist, mag diese Lebenseinstellung scheinbar funktionieren. Aber was ist, wenn man selbst in die Lage kommt, Hilfe zu benötigen? Was ist, wenn dann alle achselzuckend vorüber gehen: „Damit habe ich nichts zu tun. Das geht mich nichts an.“
Jesus hat dazu die Geschichte vom „Barmherzigen Samariter“ erzählt (Lukasevangelium 10, 29-37). Indem der Samariter dem Überfallopfer hilft, zeigt sich vorbildhaftes Handeln gegenüber den Mitmenschen, und zwar unabhängig von Religion, Nationalität und sozialem Status. Jede/Jeder kann da helfen, wo seine/ihre Hilfe gerade gebraucht wird, und zwar nicht nur am Tag der Krankenpflege.
Pfarrerin Susanne Absolon, Versmold