Andacht vom 02. Juni 2019

Wort zum Sonntag Exaudi, 02. Juni 2019

Was wird aus der Kirche? Eine Freiburger Studie über die Zukunft der Kirche hat kürzlich gezeigt, dass sich die Mitgliederzahl bis 2060 halbieren könnte. Die demografische Entwicklung und die hohe Zahl der Austritte sind Gründe für diese Entwicklung. Außerdem haben sich die gesellschaftlichen Rahmenbedingen in den vergangenen Jahrzehnten grundlegend verändert.

Was wir jetzt erleben, ist möglicherweise das Ende der „Volkskirche“, wie wir sie lange gekannt haben. Bisher war „man“ eben evangelisch oder katholisch und gehörte fast selbstverständlich zu einer Kirche. Diese Zeiten sind vorbei. Jetzt entwickelt sich im besten Fall ein Klärungsprozess darüber, ob ich mich selbst als Christ(in) verstehe und zur Kirche gehören will.

Mir sind viele Menschen begegnet, die zwar formal evangelisch sind, aber eigentlich nicht sagen können, was den christlichen Glauben ausmacht. Wenn ich das aber nicht weiß , dann wird er für mein Leben nichts bedeuten können. Und dann wird der Absprung leicht.

Das manchmal unsäglich dumme und respektlose Gerede über die Kirche(n) und den Glauben der Christen zeigt, dass Viele von dem, was in der Kirche, in den Gemeinden passiert, kaum noch etwas wissen. Schade, dass sie nicht dann und wann miterleben, wie kleine und große Menschen miteinander begeistert Gottesdienst feiern, und was an Menschen in und mit ihrer Kirche immer wieder auch an Gutem und für ihr Leben Wichtigem erfahren. Ich war positiv überrascht, dass nach der Veröffentlichung der oben genannten Studie viele Menschen auch davon gesprochen haben.

Ganz sicher müssen beide Kirchen deutliche Konsequenzen aus ihrem Ergebnis ziehen und sich fragen: Was muss sich in unserer Kirche verändern, damit sie wieder etwas ausstrahlt von dem Geist, aus dem sie sich entwickelt hat.

Nächste Woche feiern wir Pfingsten, den Heiligen Geist, der die Menschen damals erfüllt hat und durch den sie ihren Glauben in die Welt hinausgetragen haben. Kirche, das ist die Gemeinschaft der Menschen, die durch diesen Geist und ihren gemeinsamen Glauben verbunden sind. In ihrer 2000jährigen Geschichte hat/haben die Kirche(n) viele Veränderungsprozesse erlebt. Ich mache mir keine Sorgen, dass diese Geschichte weitergeht, vielleicht ganz anders, als wir sie uns vorstellen. Denn sie hängt nicht zuerst von uns ab, sondern von Gott und seinem Geist, der ihr Leben und Kraft gibt.

von Pfarrerin Petra Isringhausen, Frauenbeauftragte im Evangelischen Kirchenkreis Halle und Pfarrerin in Steinhagen