Andacht zum 6. Sonntag nach Trinitatis, 28. Juli 2019
Das Klima ist im Wandel. Während es sich auf der Erde erwärmt, wird das soziale Klima kälter und rauer. Hemmungen fallen, andere zu beschimpfen und abzuwerten, Lügen und Halbwahrheiten werden verbreitet, Ängste und Hass geschürt, Feindbilder verbreitet.
Fridays for Future. Schüler*innen demonstrieren freitags auf der Straße. Sie warnen vor der Klimakatastrophe und setzen sich für ihre und unsere Zukunft ein. Es wird höchste Zeit zu handeln. Dafür danke ich ihnen.
Christen for Future. Wie sieht unser Beitrag aus? Wofür setzen wir uns ein? Wo mischen wir uns ein? Tun wir dem Klima gut?
Das ist unser Auftrag: Gottes Schöpfung bewahren und Frieden stiften, barmherzig sein und uns für Gerechtigkeit einsetzen, uns einmischen, wo Menschen schlechtgeredet und angegriffen werden, anderen geben, was sie zum Leben brauchen, und wo nötig Menschen in Schutz nehmen, Böses nicht vergelten, sondern mit Gutem überwinden, soziale Kälte mit Wärme, anderen guttun – ohne Angst als „Gutmenschen“ belächelt oder angegriffen zu werden.
In Gottes Welt „küssen sich Frieden und Gerechtigkeit“ (Psalm 85, 11), Menschen werden wertgeschätzt, sie leben nicht gegeneinander, sondern miteinander und füreinander. So soll es „um Gottes Willen“ sein. Aber das klappt leider nicht immer. Unsere Kraft ist begrenzt. Das weiß ich aus eigener Erfahrung.
Das Klima ist im Wandel. Für die Schüler*innen ist die Demonstration am Freitag auch als Bestärkung für sie selbst wichtig: Wir sind viele und können etwas bewegen, wenn wir nicht schweigen…
Ob für uns Christen der Gottesdienst ähnlich wichtig ist? Wir treffen uns sonntags und feiern Gott, der die Liebe ist, und spüren, wir sind nicht allein. Wir tanken bei Gott Mut und Kraft, um im Alltag trotz aller Unvollkommenheit und Rückschläge dem Klima gut zu tun.
Sundays for Future. Wir sind immer noch viele und können etwas bewegen, wenn wir nicht schweigen. Sehen wir uns?
von Burkhard Steinebel, Pfarrer in der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Halle