Wort zum 30. März 2020

Liebe Leserin, lieber Leser,

Ein toller kleiner Text macht gerade seine Runde:

Nicht alles ist abgesagt.
Sonne ist nicht abgesagt.
Und Frühling ist nicht abgesagt.
Gespräche sind nicht abgesagt.
Und Telefonate sind nicht abgesagt.
Musik ist nicht abgesagt.
Und Fantasie ist nicht abgesagt.
Hoffnung ist nicht abgesagt,
und Beten ist nicht abgesagt,
und Ostern ist nicht abgesagt.
Freundlichkeit ist nicht abgesagt.
Und Hilfsbereitschaft ist nicht abgesagt.
Mitgefühl und Nächstenliebe sind nicht abgesagt.
Die wirklich wichtigen Dinge lassen sich nämlich nicht absagen.


Wir stehen in diesen Tagen vor großen Herausforderungen. Armut, Hilfsbedürftigkeit, Einsamkeit, Krankheit, Ratlosigkeit, Angst, Unsicherheit.

Aber Mitgefühl und Nächstenliebe sind nicht abgesagt. Ich erlebe sie zurzeit deutlicher denn je! Am 15. März starteten wir einen Aufruf: „Wir haben uns entschlossen, eine "Einkaufs-Hotline" für Menschen einzurichten, die ihr Haus nicht verlassen können oder möchten. Wer von euch hat Lust, mitzumachen?“

Am 18. März hatten wir eine Liste mit 44 Leuten, die ihre Hilfe anboten, und eine unglaubliche engagierte ehrenamtliche Mitarbeiterin, die das ganze Projekt so durchstylte, dass es für eine große Anzahl Interessierter perfekt laufen kann!

Am 19. März fragte eine ältere Dame, ob sich jemand um ihren Hund kümmern könne, weil sie ihr Haus nicht mehr verlassen möchte. Am 20. März drehte ein Konfirmand seine erste Runde mit der Hündin. Die beiden freunden sich langsam an.

Am 21. März baten wir um Lebensmittelspenden für die Gäste unseres Mittagstisches, denen es in dieser Zeit am Allernötigsten fehlt. Am 23. März standen zahlreiche prall gefüllte Körbe im Eingang des Gemeindehauses. Es war wie ein Wunder für mich!

Am selben Tag um 11.15 Uhr bat eine frischoperierte Frau darum, dass sie jemand zweimal wöchentlich zur Physio fährt. Um 12.30 Uhr übernahmen vier Leute gemeinsam diese Aufgabe.

Nicht alles ist abgesagt. Freundlichkeit ist nicht abgesagt. Hilfsbereitschaft ist nicht abgesagt. Mitgefühl und Nächstenliebe sind nicht abgesagt.

Und Gott hat sich nicht abgesagt. Im Gegenteil: Er strahlt und leuchtet durch all diese Taten der Nächstenliebe! Er sitzt an den Hebeln und bringt Menschen in Bewegung!

Bei manchen von uns ist die Lautstärke um uns herum abgesagt, die Gottes Stimme übertönt. Vielerorts und zu manchen Zeiten ist es jetzt ruhig, und wir können seine Stimme hören. Er flüstert uns ins Ohr: „Das könntest du doch tun!
Dafür habe ich dir die passende Gabe gegeben! Dafür wärst du der Richtige!“

In dieser Zeit, in der es stiller ist als sonst, hören wir seine leise Stimme deutlicher.

Ja, diese Zeit ist stark gekennzeichnet durch die Dinge, die abgesagt sind. Aber sie ist noch stärker gekennzeichnet durch die Dinge, die sich nicht absagen lassen.

von Bernd Eimterbäumer, Pfarrer in Halle