Andacht zum 4. September 2022

Was Gott noch mit mir vorhat

An der Schwelle zum Herbst sehe ich herrlich leuchtende Sonnenblumen in unseren Gärten. Es kommt mir so vor, als wollten sie die Sonnenstunden des Sommers einfangen und speichern für die Zeit, wenn die Tage kürzer und trüber werden.


Für Jesus sind die Blumen auf dem Felde neben den Vögeln ein Zeichen der Hoffnung. Er fragt: Ist es nötig, dass wir uns ständig Sorgen um unsere Zukunft machen?


Von der schwedischen Schriftstellerin Selma Lagerlöf stammen folgende Worte: „Man sollte nicht ängstlich fragen: Was wird und kann noch kommen? Sondern sagen: Ich bin gespannt, was Gott jetzt noch mit mir vorhat.“


Selma Lagerlöf beschreibt in diesen Sätzen eindrücklich, dass es zwei Möglichkeiten gibt, an die Zukunft heranzugehen: Die einen sehen ängstlich und sorgenvoll in die Zukunft. Alles was kommt und sich verändert, könnte bedrohlich werden. Sie fürchten bei jeder Veränderung das Negative und hätten am liebsten, dass alles so bleibt, wie es gerade ist.


Die anderen nehmen den Blick in die Zukunft viel gelassener und vertrauensvoller. Sie haben erfahren, dass im Leben nichts so bleibt, wie es ist. Das Leben ist immer in Bewegung. Leben ist Veränderung. An dem Neuen, das kommt, sehen sie eher das Positive. Es könnte ja etwas Spannendes dabei sein: eine neue Chance, eine Tür, die sich öffnet oder eine neue Herausforderung.


Dinge so zu sehen, fällt uns nicht immer leicht. Gerade im Moment ist das besonders schwer. Düstere Wolken ziehen am Horizont auf: Inflation, Energiekrise, Krieg, die Angst um die nackte Existenz; Vertrauen, Hoffnung, worauf sollen wir diese setzen? Vertrauensvoll in die Zukunft schauen zu können, gelingt dennoch denjenigen besser, die das tiefe Vertrauen gefasst haben, dass in allem, was sich verändert, auf Gott Verlass ist. Menschen, die zu sagen wagen: „Ich bin gespannt, was Gott jetzt noch mit mir vorhat.“ Wenn wir diese Worte wie Sonnenstrahlen in uns aufnehmen, wird sich unsere Sicht der Dinge verändern.

Ich wünsche Ihnen, dass wir mit Gottes Hilfe zu dieser vertrauensvollen Lebenshaltung finden. Und die Sonnenblumen? Sie können für uns sichtbare Boten dieser Hoffnung werden.
Seien wir also gespannt, was Gott in diesem Herbst mit uns vorhat.

Ihre Claudia Bergfeld, Pfarrerin im Schuldienst