Wort zum 2. Advent, 06. Dezember 2015
St. Nikolaus, der Bischof von Myra
Wenn man in die Türkei fährt und die Stadt Myra besucht, wird einem die Legende von St. Nikolaus erzählt, der in dieser Stadt wohnte. Damals gab eine große Hungersnot in der Hafenstadt. Es landeten fremde Kornschiffe im Hafen von Myra. Sie waren auf der Durchreise nach Konstantinopel. Bischof Nikolaus bittet den Schiffsherrn, ihm doch einige Säcke Korn zu verkaufen. Doch dieser war gehalten, nichts von dem Korn abzugeben. Dennoch bekam Bischof Nikolaus einige Kornsäcke. Doch als das Schiff in Konstantinopel ankommt, fehlt nicht ein einziges Gramm von dem Korn. Wie bei der Brotvermehrung geschieht es. Nikolaus lässt von dem wenigen Korn Brot backen, und es reicht für zwei Jahre. Ja, es verbleibt ein Rest, der ausgesät wird. So reicht es für alle und die Hungersnot hat ein Ende. Damit wird Nikolaus zum Bischof der Armen.
Es gibt noch andere Legenden. Eine erzählt, dass Nikolaus einer Familie hilft, dass die Töchter heiraten können, indem er Schätze durchs Fenster reicht. Er soll um 350 am 6. Dezember gestorben sein. Um daran zu erinnern, bekommen viele Kinder an diesem Tag Süßigkeiten und kleine Geschenke. Man sollte darum den „Nikolaus“ immer mit der Bischofs-Mitra darstellen.
In Holland findet am Vorabend des 6. Dezember, dem Todestag des Bischofs, das große „Weihnachtsfest“ statt. Mit einem Schiff kommt St. Nikolaus und bringt Geschenke. Bis zum Jahre 1535 war es auch in Deutschland üblich, sich am Nikolaustag zu bescheren. Nach der Reformation wurde dieser Brauch in Mittel- und Norddeutschland langsam verdrängt. In der Familie Luthers wurden die Kinder noch 1535 vom Nikolaus beschenkt, doch zehn Jahre später war es dann der Heilige Abend, an dem der „Heilige Christ“ den Kindern Gaben brachte. Gott selbst macht uns das größte Geschenk: seinen Sohn in der Krippe (Joh. 3,16).
Weil wir Beschenkte sind, ist es sinnvoll, auch andere zu beschenken und besonders an die zu denken, die es nötig haben. „Brot für die Welt“ und die Caritas sorgen dafür, dass es auch ankommt, da, wo Not ist. Wir selbst unterstützen Projekte mit Aidswaisen in Namibia.
von Walter Moritz, Pfarrer in Ruhestand in Werther