Wort zum 21. Sonntag nach Trinitatis, 24. Oktober 2021
Ein Mann ging zum Psychiater: „Sie müssen mir helfen! Ich bin völlig verzweifelt. Schon wenn ich morgens aufstehe, bin ich unglücklich. Ich sehe alles, was auf mich zukommt und mir wird gleich klar, dass ich das alles gar nicht schaffe. Ich bin völlig deprimiert. Bitte helfen Sie mir!“ Der Psychiater sagte: „Das Problem kenne ich! So etwas haben mir schon viele Patienten erzählt. Gehen Sie einfach mal in den Zirkus hier in der Stadt! Schauen Sie sich den Clown an und lachen Sie mal wieder aus vollem Herzen. Das wird Ihnen gut tun! Ich versichere Ihnen, Sie werden ein ganz anderer Mensch sein!“ Der Mann sagte: „Wissen Sie, Herr Doktor, der Clown im Zirkus - das bin ich selbst!“
Der deprimierte Mann spielt seine Rolle. Die Rolle des Clowns. Er spielt sie gut. Anderen hat er schon oft damit geholfen. Andere hat er froh gemacht. Aber sich selbst kann er nicht helfen. Er bemüht sich, Freude auszustrahlen, obwohl sein Herz schwer ist. Vielleicht kennen wir das auch: Manchmal tragen auch wir Masken. Wir lächeln und zeigen ein fröhliches Gesicht. Doch in uns sieht es ganz anders aus. Wir sind müde und erschöpft, manchmal sogar deprimiert.
Wo können wir sein wie wir sind? Wo können wir unsere Masken abnehmen? Wo können wir uns fallenlassen? Im 139. Psalm heißt es: "Gott, du durchschaust mich. Du kennst mich durch und durch. Ob ich sitze oder stehe, du weißt es. Du kennst alle meine Gedanken." Vor Gott müssen wir uns nicht verstellen. Er kennt uns. Ob mir das Angst macht? Nein. Es befreit. Ich kann sagen: "Gott, hier bin ich wieder. Du weißt, was ich heute mitbringe an Sorgen, an Ängsten, an Schuld, an Unsicherheit, aber auch an Freude. Du weißt, welche Lasten ich trage und am liebsten auf deine Schultern legen möchte. Erfülle mich neu mit deiner Kraft, mit deiner Liebe, mit deiner Hoffnung.“ Oft spüre ich Erleichterung. Eine schöne und wohltuende Erfahrung, die Ihnen auch von Herzen wünsche.
Bernd Eimterbäumer ist Pfarrer in der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Halle