Andacht vom 31. Mai 2015

Andacht zum Sonntag Trinitatis, 31. Mai 2015

1+1+1 = 1

 
Mit der Hand Briefe zu schreiben und handgeschriebene Briefe zu empfangen, ist fast unmodern geworden. Dabei freue ich mich immer, wenn mich eine Urlaubs-postkarte oder ein handschriftlicher Brief erreicht. Die lese ich in Ruhe und oft auch mehrmals. Aber viele vermissen handgeschriebene Post auch gar nicht, weil sie es gewohnt sind, persönliche Mitteilungen auf elektronischem Weg zu versenden und zu bekommen. Die Zeiten ändern sich eben.

Bei Briefen ist es wichtig, einen Anfang zu finden, einen Auftakt für die eigenen Gedanken. Und dann auch ein Ende, das einlädt, wiederum auf diesen Brief zu antworten. So wird der Schluss zu einem Anfang, Gedanken und Gefühle auch weiter auszutauschen.

Das Neue Testament enthält viele Briefe. Da schreiben umherreisende Apostel an Gemeinden, wie der Apostel Paulus. Paulus fand oft schöne Schlussworte für seine Briefe, wie diese: „Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft, die uns die heilige Geistkraft schenkt, sei mit euch allen!“ (2. Kor 13,13)

Dieses Segenswort schließt die Dreieinigkeit Gottes ein. Trinitatis, dieser Sonntag ruft  bei vielen ein große Fragezeichen auf: Haben wir nun einen Gott, oder sind es drei? Und wie hängen Vater, Sohn und Heiliger Geist – Schöpfer, Messias und Heilige Geistkraft zusammen? Was unterscheidet diese drei? Unser Gott kommt in drei Personen daher. Wir könnten sagen: Unser Gott hat drei verschiedene Variationen.

Gott in drei Variationen begegnen – das ist so, wie wenn wir dem Wasser begegnen. Wasser bleibt H2O, auch als gefrorenes Eis oder als Dampf.

Wasser als Eis hat andere Eigenschaften als fließendes Wasser: man kann drauf Schlittschuh laufen oder es lutschen. Es ist hart und kalt. Wasser als Dampf hinge-gen wird spürbar, wenn ich nach dem Backen die Ofentür aufmache und der heiße Dampf die Brillengläser vernebelt. Und mit fließendem Wasser kann ich mich wa-schen oder die Spaghetti kochen. Aber egal, ob als Eis, als Dampf oder als fließen-des Wasser: Wasser bleibt in jeder Form H2O.  Genauso banal und doch schwer zu begreifen ist es mit der Dreieinigkeit. Ein Gott, und doch drei: Vater, Sohn und Heili-ger Geist.

Wir begegnen Gott in drei Personen, in drei Variationen. Ohne Jesus wäre Gott kei-ner, der menschliche Erfahrungen am eigenen Leib erlebt hat. Ohne die Geistkraft wäre Gott nur fern von uns, nicht uns innewohnend, und ohne den Vater oder die Mutter fehlte uns das Bild des im Leben tragenden und bergenden Gottes.

Gott ist und bleibt nicht allein.  Schon in Gott selbst gibt es Beziehung, Kommunikation, ein Miteinander.  Gott will nicht für sich bleiben. Gott sucht Beziehung.

Paulus segnet mit den drei Wirkweisen Gottes: Die Gnade oder „befreiende Zuwen-dung“ schenkt Christus, die Liebe kommt von Gott-Vater und die Gemeinschaft in der Gemeinde durch den Heiligen Geist.

von Claudia Bergfeld, Frauenpfarrerin des Kirchenkreises Halle und Pfarrerin in der Kirchengemeinde Werther