Andacht zum 11. Sonntag nach Trinitatis, 01. September 2019
Die Sommerferien sind vorbei. Der Alltag hat uns wieder. Die Schulen und Vereine haben ihr Programm wieder aufgenommen. Die Straßen sind voller. Unser Kalender auch. Die Zeit des Urlaubs ist vorüber. Die Zeit der Ruhe. Die Zeit der Entschleunigung. Zeit. Ruhe. Entschleunigung. Mit diesen Themen beschäftigt sich auch der Film „Dein Weg“, den ich in den Ferien gesehen habe. Tom Avery, ein erfolgreicher Augenarzt Mitte 60, lebt für seinen Beruf und verbringt seine Freizeit mit Golfspielen. Sein Sohn Daniel hingegen hat seine Doktorarbeit abgebrochen, um den Jakobsweg zu pilgern. Bereits am ersten Tag kommt Daniel im schlechten Wetter um. Zur Überführung des Leichnams reist Tom nach Frankreich. Dort entscheidet er sich spontan, den Leichnam einäschern zu lassen und mit der Asche im Rucksack Daniels Weg zu Ende zu gehen. Er sagt alle Termine ab und macht sich auf den Weg. Es wird ein spannender und bereichernder Weg. Ein Weg der Trauer und des Neuanfangs. Ein Weg, der Tom verändert und ihn noch weiter als bis nach Santiago de Compostela führt.Der Pilgerweg löst viel in den Menschen aus, die ihn gehen. Er ermöglicht neue Blickwinkel. Doch auch Pausen- und Urlaubszeiten, in denen wir das Gewohnte hinter uns lassen, können helfen, unseren Alltag neu zu betrachten. Mit Abstand sehen wir Vieles klarer. Wir erkennen, was wirklich wichtig ist und worauf es im Leben ankommt. Wir gewinnen Ruhe zum Nachdenken. Wir entdecken, wie bedeutsam Zeit ist. Zeit für uns. Zeit für andere. Zeit für Gott. Ich wünsche uns in dieser Zeit nach den Ferien immer wieder Ruhe, um kurz auszusteigen. Um Zeit zu haben. Um einen neuen Blick zu wagen. Gott begleitet uns dabei und geht an unserer Seite, wenn wir alte und bekannte oder auch neue und ungewohnte Wege beschreiten. Er sagt uns zu: „Lass dir nicht grauen und entsetze dich nicht; denn der Herr, dein Gott, ist mit dir in allem, was du tun wirst.“ (Josua 1,9)Anne-Kathrin Becker ist Pfarrerin in der Ev.-Luth. Kirchengemneinde Halle