Andacht zum 29. Dezember 2019

Wort zum 1. Sonntag nach Weihnachten, 29. Dezember 2019

Zwischen den Jahren

Fast möchte es scheinen, als trete die Zeit in den Tagen zwischen Weihnachten und dem Beginn eines neuen Jahres auf der Stelle. Eigentlich zu schade, dass Weihnachten nicht noch weiter die Tage bestimmt? Eigentlich schade, dass man sich auf das neue Jahr so wenig vorbereiten kann?

Die Situation ist nicht ungewöhnlich: Wir haben viel erlebt. Wir wissen, was wir im Rücken haben. Und dass die Zukunft etwas Offenes, nicht Vorhersehbares, nur begrenzt zu Planendes hat, das gehört zu ihrem Wesen.

Die Jahresrückblicke 2019 sind geschrieben oder wurden im Fernsehen gesendet. Was jetzt geschieht, wird es in den Jahresrückblick 2020 nicht schaffen. Vielleicht ist die Zeit „zwischen den Jahren“ keine leere Zeit, sondern vielmehr eine Zeit mit besonderen Chancen. Die Frage scheint mir die zu sein, ob das, was wir bislang erlebt haben, worauf wir bislang unsere Hoffnung und unsere Zuversicht gesetzt haben, ob uns das eine Hilfe sein kann für den weiteren Weg durch die Zeit.

Mit der Geburt Jesu, so haben es Christinnen und Christen verstanden, fängt die Zeit neu zu zählen an. Man hat ein Jahr „0“ definiert. Von hier aus zählt die Zeit neu. Hier bekommen wir mit der Geburt des Heilands und Retters etwas „in den Rücken“, für unser Leben zugesagt, was unsere Zukunft verändern wird. Das Zauberwort, das daraus erwächst, ist „Gelassenheit“. Weil Gott selbst der Anfänger und der Vollender ist, dürfen wir in großer Gelassenheit in das neue Jahr gehen. Immer wieder herausgefordert und wachsam, mal vor Erwartung bis ins Äußerste angespannt, mal vor Angst zitternd – und doch gelassen.

Der Liederdichter Jochen Klepper hat für die Zeit zwischen den Jahren folgendes Gebet verfasst:
Der du allein der Ewge heißt / und Anfang, Ziel und Mitte weißt / im Fluge unsrer Zeiten: / bleib du uns gnädig zugewandt / und führe uns an deiner Hand, / damit wir sicher schreiten.

von Holger Hanke, Pfarrer in der evangelischen Kirchengemeinde Werther