Andacht vom 11. Dezember 2011

11. Dezember 2011 - 3. Advent

„Warum bist du so traurig?“ fragte der Freund den Zimmermann. „Es ist schrecklich!“ sagte dieser, „bis morgen früh muss ich dem König elftausend Pfund Sägespäne aus Hartholz liefern, sonst bin ich des Todes.“ Der Freund lächelte, legte ihm den Arm auf die Schulter und sagte: „Sei nur guten Mutes und lass uns essen und trinken und den morgigen Tag vergessen. Gott wird helfen.“ Dann gingen sie in das Haus des Zimmermanns. Den Tränen der Familie ward Einhalt getan durch Essen, Trinken, Reden, Singen und viel Gottvertrauen und Güte. So feierten sie die ganze Nacht. Als der Morgen dämmerte, saßen alle schweigsam da, erfüllt von Angst. Die Diener des Königs kamen und klopften an die Haustür. „Jetzt werde ich sterben“ sprach der Zimmermann und öffnete. Die Soldaten sagten: „Der König ist tot. Mache ihm einen Sarg.“ (nach William Saroyan)

Ist es naiv, wenn in den Geschichten der Bibel die Erfahrungen von Menschen mit Gott auf genau diese Weise zum Ausdruck gebracht werden? So berichten Menschen, die Jesus begegnet sind, dass ihre Ängste durch seine Anwesenheit überwunden wurden. Er lebte mit ihnen, saß mit ihnen an einem Tisch und feierte mit ihnen – auch im Angesicht von Krankheit, Armut, Unterdrückung und Tod. Durch Jesu Kommen haben Menschen erfahren, dass ihre Verlassenheit, Isolation und Trauer durchbrochen wurde – und das erfahren sie bis heute. In der Advents- und Weihnachtszeit hören wir die Geschichten aus der Bibel und setzten unsere Lebensgeschichten mit ihnen in Beziehung. Wir hören die Erzählungen von dem Kind in der Krippe, dem Hoffnungslicht Gottes in unserer Welt. Wir hören auch die Worte, die Jesus selber sagt: „In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“ (Evangelium nach Johannes 16,33)

Unsere Ängste werden von Jesus nicht hinweg gewischt, sondern ernst genommen. Aber ihnen wird von ihm eine Hoffnung entgegengesetzt, die stärker ist als alle Dunkelheiten dieser Welt.

Der Liederdichter Dieter Trautwein formuliert es so: Weil Gott in tiefster Nacht erschienen, kann unsre Nacht nicht traurig sein. (Evangelisches Gesangbuch Nr. 56)

Ich wünsche Ihnen eine gesegnete, von Gott getragene Advents- und Weihnachtszeit.

von Christian Eckey, Pfarrer der Evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Borgholzhausen