Andacht vom 09. September 2012

09. September 2012 - 14. Sonntag nach Trinitatis

Wurzeln haben

In unseren Breiten sind Wurzeln die Bezeichnung für Mohrrüben. In der Mathematik wird das Wort Wurzel als Umkehrfunktion des Potenzierens gebraucht. Und in den Sprachwissenschaften beschreibt die Wurzel den Grundstamm eines Wortes. Laut Duden ist die Wurzel ein „Krautstock“, ein Stock also, der fest in der Erde verankert ist, Wasser und Nährstoffe aufnimmt und damit dem „Kraut“ Leben ermöglicht. So ist es nicht verwunderlich, dass Wurzeln zum Sinnbild für die Herkunft eines Menschen wurden. Mancher hier im Ort hat einen Stammbaum, der weit zurückreicht. Und das bedeutet: Hier komme ich her, hier habe ich Freunde, hierhin gehöre ich, hier habe ich im wahrsten Sinne des Wortes Wurzeln geschlagen.

Wurzeln geben Halt und Kraft. Die Bibel vergleicht in Psalm 1 den Menschen, der nach Gott fragt, mit einem Baum, der am Wasser gepflanzt ist; dessen Wurzeln also genug Nahrung aufnehmen, um den ganzen Baum zu versorgen. Und dieser Mensch wird glückselig genannt: „Wohl dem!“ – so beginnt der Psalm: Wohl dem Menschen, dessen Wurzeln bis ans Wasser reichen! Er, dieser Mensch, ist dem rauen Leben ebenso ausgesetzt, wie jeder andere auch. Aber er hat in der Tiefe Halt und ihm strömt Kraft aus der Tiefe zu, und beides hilft ihm, den Stürmen zu trotzen und Wüstenphasen durchzustehen, die keinem erspart

bleiben.Wurzeln sind meistens unsichtbar und verborgen. Gute Früchte gibt es nicht ohne kräftige Wurzeln in gutem Boden. Deshalb ist es wichtig die Frage zu stellen: Wohin reichen meine Wurzeln? Woher bekomme ich Kraft und Halt, Hoffnung und Zuversicht und wo wird das in meinem Leben sichtbar?

Als Christin sage ich: Meine Wurzeln reichen hin zu Gott selbst. Er ist es, der mich mit dem versorgt, was ich zum Leben brauche. Gott ist mir Grund und Halt, und das spüre ich seltsamerweise dann besonders, wenn die Stürme des Lebens über mir toben und an mir zerren.

So tut es mir gut, mich in meinem Alltag, mit meinen Freuden, Sorgen und Fragen immer wieder an den Grund und die Wurzel meines Lebens zu erinnern. Mein Leben soll zu meinen Wurzeln passen. „Aus der Quelle leben“, Wurzeln nicht nur zu haben, sondern aus ihnen heraus, aus Gott selbst heraus zu leben, darauf kommt es an.

Ich wünsche uns, dass wir unsere Wurzeln wertschätzen und entdecken, wie sie im Laufe unseres Lebens wachsen und uns Kraft und Halt geben.

von Karin Hanke, Pfarrerin in der Kirchengemeinde Halle