Andacht vom 28. Juli 2013

28. Juli 2013 - 9. Sonntag nach Trinitatis

Ein Ladenbesitzer brachte ein Schild über seinem Tor an: „Hundebabys zu verkaufen!“ Dieser Satz lockte viele Kinder an. Bald kam ein kleiner Junge und fragte: „Wie viel kosten die kleinen Hunde?" Der Mann antwortete: „Zwischen 30 und 50 Euro." Der Kleine sagte darauf: „Ich habe 2,37 Euro, darf ich sie sehen?" Der Verkäufer pfiff und seine Hündin kam angerannt, ihre fünf Jungen hinter ihr. Eines der kleinen war abseits und humpelte hinterher. Sofort fragte der Junge: „Was hat das Kleine?" Der Verkäufer erklärte, dass das Hundebaby ein kaputtes Gelenk habe und niemals richtig laufen könne. Der Junge rief aufgeregt: „Diesen kleinen Hund möchte ich kaufen!" Der Mann sagte: „Nein, den möchtest du nicht kaufen. Wenn du ihn wirklich willst, schenke ich ihn dir!" Der Junge war verwirrt, aber er blickte dem Mann fest in die Augen und sprach: „Dieser kleine Hund ist genauso viel wert wie die anderen. Ich gebe Ihnen jetzt die 2,37 Euro und jeden Monat 50ct, bis ich ihn bezahlt habe!" Der Mann antwortete: „Du brauchst den kleinen Hund wirklich nicht zu bezahlen! Er wird niemals so rennen, hüpfen und spielen können wie all die anderen!" Da griff der Junge nach unten und krempelte sein Hosenbein hoch, zum Vorschein kam ein schlimm verkrüppeltes und verkrümmtes Bein, das mit einer Metallschiene geschient war, und er sagte: „Na ja, ich kann auch nicht so gut rennen wie die anderen Jungen, aber der Kleine braucht doch jemanden, der ihn versteht!" Da lächelte der Verkäufer, und Tränen stiegen ihm in die Augen. Er sprach zu dem Jungen: „Mein Sohn, ich hoffe und bete, dass jedes dieser Hundebabys einen so guten Besitzer wie dich haben wird.“

Was ist ein Hund wert, der humpelt? Und was ist überhaupt ein Mensch wert? Wissenschaftler haben den Materialwert eines Menschen berechnet und sind dabei auf etwa 2 Euro gekommen.

Das gilt für den gesunden Menschen, wie viel aber ist ein kranker oder ein alter Mensch wert? Oft geht unsere Gesellschaft hart mit Menschen um, die nicht dem Ideal entsprechen. Bei Gott ist es anders. Jesus wandte sich gerade den Menschen zu, die als weniger wertvoll galten. Die Frommen verstanden das nicht.

Aber Jesus sagte: „Der Menschensohn ist gekommen zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.“ Oder: „Nicht die Gesunden bedürfen des Arztes, sondern die Kranken.“ Jesus ist nicht mehr als Person unter uns.

Wir Christen sollen seine Stellvertreter hier auf Erden sein, und wir sind herausgefordert, die Menschen um uns herum mit seinen Augen zu sehen und sie ihren Wert und ihre Würde spüren zu lassen. Wo es geschieht, bewirkt es große Veränderung: im Leben des anderen, aber auch im eigenen Leben.

von Bernd Eimterbäumer, Pfarrer der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Halle