Andacht vom 19. Januar 2014

19. Januar 2014, 1. Sonntag nach Epiphanias

…et in terra pax

„... und auf Erden Fried“ – das ist der Gesang vom Himmel herunter. Im Nachklang zur Weihnachtsbotschaft verschafft sich diese Botschaft Gehör. Und das ist gut so. Denn sie rührt an eine uralte Sehnsucht in uns Menschen.
Die Engel stimmen bereits an, was noch werden kann. Friede – das ist: Fülle des Lebens, Auskommen, Glück, Zufriedenheit, Gemeinschaft, Gerechtigkeit.

Mit einem dieser größten Träume seit Menschengedenken beschäftigen sich nun auch die Haller Bach-Tage. Zahlreiche Werke sind ab 31. Januar 2014 in der Kirche und an anderen Orten zu hören. Wir wünschen uns, dass nicht nur die Musik in unseren Ohren klingt, sondern sie auch zum Nachdenken anregt und Taten in uns weckt.

Auch wenn die Zeit der Bedrohung durch einen 3. Weltkrieg zurückgegangen ist, so bleibt doch die Sehnsucht nach Frieden durch die vielen kriegerischen Handlungen in der Welt in uns lebendig. Indirekt spüren wir die Auswirkungen der Kriegshandlungen durch die Zunahme der Flüchtlingsströme weltweit, die dann auch vor den Toren Europas nicht Halt machen. Auf den Mikrokosmos unseres Lebens bezogen, wissen wir sehr wohl zu schätzen, was es heißt, wenn etwa eine Familie in Frieden miteinander lebt. Wie wenig selbstverständlich und wie verletzbar ein solcher Friede ist, bedarf keiner weiteren Worte.

Die Friedensbotschaft der Engel ist deshalb umso notwendiger. Sie klingt in zweifacher Weise an: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden. Beides gehört seit Weihnachten untrennbar zusammen. Ehre sei Gott in der Höhe! Ihm sei Ehre, nicht den hohen Herren auf Erden, die ihre Ehre und unsere Unterwerfung suchen. Und es meint gleichzeitig, denjenigen die Ehre, denjenigen den Gehorsam zu verweigern, die um der Ehre – des Vaterlandes und ihrer Macht willen – Krieg bringen, statt Frieden zu suchen.

Notwendig ist der Friede, das ist unbestritten, aber der Weg dorthin ist recht mühsam und holprig. Es braucht mehr als nur menschliche Kraft. Es braucht den göttlichen Impuls, die vertrauten Wege zu verlassen und Neues zu wagen.
Friede – das meint: Entgiftung unserer Beziehungen, Unterbrechung unglücklicher Zusammenhänge. Frieden ist im Hebräischen ein Wort des Grußes. Wer einem anderen Menschen Frieden wünscht, der macht sich selber damit für das Wohl des Anderen verantwortlich. Er teilt den Frieden damit aus, in dem Ort des Friedens entsteht. Möge das auch bei uns geschehen.

Ihr

Walter Hempelmann

Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Halle