Andacht vom 14. Dezember 2014

Wort zum 3. Advent, 14. Dezember 2014

Alt waren die beiden mittlerweile geworden, Zacharias, der Priester, und seine Frau Elisabeth. Sie waren kinderlos. Ihr Leben ging seinen ruhigen, allzu ruhigen Gang. Es gab keine Aufregung, aber eben auch keine Anregung durch Kinder. Es gab keine Neugier und keine überschwängliche Lebensfreude von Enkeln. Eigentlich schien das Leben eher an ihnen vorbeizugehen. Und sie standen still daneben. Und was, wenn sie sich später nicht mehr selbst helfen könnten? Dann sahen sie ganz schön alt aus, dann würde es finster werden in ihrem Leben. – Leben kann durch Kinderlosigkeit in Frage gestellt sein und zu biblischer Zeit war es dadurch sogar bedroht. –

Aber dann wird Zacharias durch einen Engel angekündigt, dass seine Frau ein Kind bekommen wird und dass er dieses Kind Johannes nennen soll. Skeptisch fragt er nach, wie das gehen soll, seine Frau und er sind doch allt… – Aber der Bote Gottes lässt das Argument nicht gelten. Zacharias verstummt.

Das Kind wird geboren. Und das ältere Ehepaar steht nicht mehr auf der Schattenseite des Lebens, sondern gerät auf die Sonnenseite, ins Licht, wird innerlich jung. Wie ein Wunder erscheint ihnen die Geburt dieses Kindes. Als Zacharias dem Kind den Namen Johannes – „Gott ist gnädig“ – gibt, löst sich seine Zunge. Er weissagt: „Und du, Kindlein, wirst dem Herrn vorangehen, dass du seinen Weg bereitest. Durch die herzliche Barmherzigkeit unseres Gottes wird uns besuchen das aufgehende Licht aus der Höhe, damit es erscheine denen, die sitzen in Finsternis und Schatten des Todes, – und richtet unsere Füße auf den Weg des Friedens.“

Das alte Leben kann verwandelt werden. Veränderung und neue Lebendigkeit sind möglich. Das Licht von oben, das von Gott herkommt, überstrahlt uns und lockt uns hervor aus unserer Dunkelheit. Die Liebe, die in Gott ihren Ursprung hat und die sich in dem Kind in der Krippe, in dem Menschen Jesus von Nazareth zeigt, setzt Entfaltung in Gang. Frieden breitet sich aus. Das Leben geht nicht mehr vorüber, sondern findet statt. Hier. Jetzt.

von Silvia Schultz, Pfarrerin in Borgholzhausen