Andacht zum 11. Sonntag nach Trinitatis, 12. August 2018
Es ist Sommer, wir sind häufig unterwegs. Manchmal fällt uns an vorausfahrenden PKWs ein ganz bestimmter Aufkleber auf.
Dieser Aufkleber in Form des Umrisses eines Fisches an der Heckklappe klebend will den nachfolgenden PKW-Fahrerinnen und -Fahrern vermitteln: Wir bekennen uns zu Jesus Christus, uns ist die christliche Botschaft wichtig und wir versuchen, diese Botschaft im Alltag mit unseren Mitmenschen im Sinn der Nächstenliebe zu leben.
Und tatsächlich steht dieser Fisch für das griechische Wort 'ICHTYS'. Der Fisch galt zur Zeit der römischen Christenverfolgung als Geheimzeichen für die christlichen Gemeinden. Hinter den Buchstaben des griechischen Wortes 'ICHTYS', Fisch, steht tatsächlich ein urchristliches Bekenntnis: 'Jesus Christus, Sohn Gottes, Retter' (der Welt).
Wer also einen solchen Aufkleber auf der Heckklappe hat, macht das persönliche Bekenntnis zu Jesus Christus in Ultra-Kurzform öffentlich sichtbar.
Klebt der Fischaufkleber am Kühlergrill, soll er an der holländischen Grenze signalisieren "Drogenrazzia sinnlos" und an schweizerischen Grenzübergängen "kaum Bargeld, keine Kapitalflucht", bei polizeilichen Geschwindigkeitskontrollen "so schnell kann ich doch gar nicht gefahren sein."
Keinen Fischaufkleber am Heck hatte offenbar ein Porschefahrer, der bei Tempo 160 im linken Außenspiegel einen Pfarrer auf einem Rennrad sichtete. Der Porschefahrer trat noch fester auf das Gaspedal, aber der Rennrad fahrende Pfarrer ließ sich nicht abschütteln. "Na, Gottes Kraft in ihren Beinen?" brüllte der Porschefahrer aus dem geöffneten Fenster: "Nee, mein Talar (meine Amtstracht) in Ihrer Autotür."
Auf diesem Hintergrund bekommen wir schnell eine Idee, was passiert wäre, wenn der Porschefahrer einen Fischaufkleber am Heck gehabt hätte... Wenn Sie auch keinen solchen Aufkleber am Heck Ihres PKWs kleben haben, so wünsche ich uns allen einen solchen Aufkleber im Herzen, dessen urchristliches Bekenntnis uns zu einem bestimmten Verhalten und Denken herausfordert, wenn es um unsere Einstellung gegenüber Benachteiligten, um unsere Meinung zur viel diskutierten Flüchtlingsfrage, um den Umgang mit Kindern, Eltern, Geschwistern, Freundinnen und Freunden, mit Kranken, Sterbenden, Trauernden, den Kolleginnen oder den Nachbarn geht.
Lassen Sie das Fischsymbol und damit das urchristliches Bekenntnis zu Jesus im ganz normalen alltäglichen Umgang miteinander aufleuchten, damit sich niemand ausgegrenzt, diskriminiert, verachtet, missverstanden, vergessen, abgeschoben, ungeliebt, übergangen, genervt oder übersehen fühlen muss.
Viel Freude und gute Erfahrungen im Alltag!
Christiane Karp-Langejürgen ist am Berufskolleg Halle.