Andacht vom 18. August 2019

Wort zum 9. Sonntag nach Trinitatis, 18. August 2019

„Die Kirchen müssen offener werden“

Ein spannendes Buch ist mir neulich in die Hände gefallen: „Kirche, öffne dich!“ von Modedesigner Harald Glööckler. Es ist derzeit nicht das einzige Buch, das Menschen aus dem öffentlichen Leben über Kirche schreiben, aber wahrscheinlich eins der prominentesten.

O-Ton Glööckler: «Die Menschen fühlen sich überfordert und suchen Halt in der Gemeinschaft. Nur leider sprechen sie nicht mehr miteinander». Auch von der Kirche fühlten sich viele alleingelassen. «Deshalb muss sie von ihrer Wolke herunterkommen, auf die Menschen zugehen und mit Rat und Tat zur Seite stehen», so Glööckler. Besonders zeitgemäße Verkündigungsformen und Qualität und Kreativität im Umgang mit dem Gottesdienst seien gefragt.

Es ist nicht das erste Mal, dass sich Glööckler mit der Kirche beschäftigt: Um Halt zu finden und seinem prügelnden Vater zu entfliehen, besuchte er schon als Kind den Gottesdienst. Doch ein unsensibler Pfarrer und von ihm als langweilig empfundene Predigten schreckten ihn ab. Auch mit der Bibel habe er sich abgemüht. «Das ist ja furchtbar, komm' zum Punkt», habe er sich gedacht. Den Glauben hat er trotz seines Austritts aus der evangelischen Kirche nicht aufgegeben.

Ich finde es schön, dass Menschen sich (wieder) mit der Kirche beschäftigen. Und dass sie zu dem Schluss kommen: Die Kirche hat den heutigen Menschen tatsächlich was zu bieten. Kirche und Glaube geben nicht vor allem Antworten auf Fragen, die heute niemand mehr stellt. Sondern hier kann ich Dinge finden, die in der heutigen Zeit immer wichtiger werden: Geborgenheit, Nähe und Zusammenhalt. Und vor allem einen Gott, der uns nicht über unsere Leistung definiert wie der Rest der Welt. Sondern der uns immer wieder zusagt: Du bist geliebt, so, wie Du bist!

Und ich finde es gut, dass Menschen auch Kritik an der Kirche üben. Denn nur so kann Kirche auch dazulernen.
An einer Stelle muss ich Harald Glööckler allerdings widersprechen: Ich erlebe Kirche als erstaunlich offen. Gerade in unserer Region gibt es ein großes Angebot an kreativen, spannenden und interessanten Gottesdienstformen. Man müsste halt nur mal wieder hingehen...

von Johannes Heicke, Pfarrer der SELK-Bethlehemsgemeinde Rotenhagen