Andacht vom 11. März 2012

11. März 2012 - Oculi

Steht auf für Gerechtigkeit

Nina, 10 Jahre alt, zu ihrem Lehrer: „Das ist ungerecht! Wieso darf Uli nicht mit in den Freizeitpark fahren! Nur weil sich die Eltern den Eintritt nicht leisten können?“

Der Familienvater zum Chef der Leihfirma: „Ich arbeite jeden Tag acht Stunden und mehr. Ich mache jede Arbeit, die nötig ist und trotzdem habe ich am Ende des Monats nicht so viel verdient, dass ich meine Familie ausreichend ernähren oder einkleiden könnte. Das ist ungerecht!“

„Wie lange schon, Gott, rufe ich um Hilfe? Du aber hörst nicht!  …Barbarei und Gewalt sind vor meinen Augen. …Deshalb ist das Gesetz entkräftet, und das Recht zeigt sich überhaupt nicht mehr.“ Habakuk 1,2-4

An diesem unbekannten Propheten Habakuk haben sich die Frauen aus Malaysia in ihrer Ordnung für den Weltgebetstag orientiert und im Lichte dieses Textes ihre eigene Lebenssituation zur Sprache gebracht. So wie Habakuk nach Gerechtigkeit ruft und Gott daran erinnert, dass er einst Barmherzigkeit gegenüber seinem Volk versprochen hat, so versuchen die Frauen auf Ungerechtigkeitsstrukturen in ihrem Land aufmerksam zu machen. Sie erzählen uns z.B. von jungen Mädchen, die illegal nach Malaysia eingeschleust werden, als Hausmädchen unter unzumutbaren Bedingungen arbeiten müssen und der Gewalt des Hausherrn ausgeliefert sind. Sie erzählen von Korruption und Gier in ihrem Land, die der Gerechtigkeit entgegenstehen.

Steht auf für Gerechtigkeit – so wie Irene Fernandez. Sie ist Sozialarbeiterin und setzt sich für die Rechte der Migrantinnen ein. Sie steht auf für Gerechtigkeit, auch wenn ihre eigene Freiheit durch die Regierung beschnitten wird und wirkt daran mit, dass menschenwürdige Verhältnisse geschaffen werden.

Sie macht damit vielen Menschen in ihrem Land Mut, sich für Menschenrechte einzusetzen. Gleichzeitig möchte sie uns, die wir hier in Deutschland leben, zum Nachdenken und zum Handeln gegen Ungerechtigkeiten ermutigen. Denn dass es in der Welt nicht nur gerecht zugeht, dass erleben eben schon unsere Kinder.

In Gott sind Recht, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit untrennbar verbunden. Jesus ermutigt uns mit folgenden Worten: „Selig, die nach Gerechtigkeit hungern und dürsten, denn sie werden satt werden.“ (Mt 5,6)

von Birgitt Gillmann, Pfarrerin in Bockhorst