Andacht zum Heiligabend 2023

Ob im Advent oder zu Weihnachten: Kinder gucken sich gerne Weihnachtskrippen an. Der Minia-turstall mit Stern und Figuren zieht die Kleinen magnetisch an. Die Großen übrigens auch. Und dann schauen sie: auf den Ochsen, den Esel und die Schafe, auf die Hirten, Engel, Maria und Josef – und besonders: auf das Neugeborene in der Futterkrippe. 

Wie sieht das Baby aus? Ganz unterschiedlich. Mal hat es lockiges Haar, mal gar keins. Früher oft blond, heute eher realistisch dunkelhaarig. Aber immer ist es klein, immer ein Wickelkind und immer liegt es in einem Futtertrog. Das ist sein Erkennungszeichen. So sagt es der Engel (Lukas 2,12): Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen. Gottes Er-kennungsmerkmal in unserer Welt! 

Ende 2023 sehen viele „höhere Gewalt“ ganz woanders am Werke: in den Kriegen in der Ukraine und im Nahen Osten, in der Klimakrise und in den Naturkatastrophen, auch in der Entwicklung unserer Konjunktur. Die Rettung der Welt, meinen sie, müsste folglich irgendwo hier ansetzen. Hier müsste Gott sich zeigen. Stattdessen: ein Neugeborenes in Windeln an einem Ort, der kein Schlaf-platz für ein Kind sein sollte. Hübsch anzusehen unterm Christbaum – doch was trägt das aus für unsere Welt? 

Das Christentum hat seit jeher eine Schwäche für die Schwachen. Doch es sieht in ihnen nicht allein Hilfsbedürftige. Seinen Herrn erkennt es vielmehr in ihrer Mitte. Jesus Christus erschien wiederholt schwach und setzte dann doch Gottes Frieden durch: von der Krippe ging es zur Bergpredigt, vom Kreuz zur Auferstehung. Soldaten konnten das nicht verhindern, nicht die Macht des Geldes, nicht Naturgewalten. Und so feiern wir Weihnachten auch im Jahr 2023 noch. 

Nicht zuletzt dank der Kinder: Sie gucken sich gern das Christkind in der Krippe an. Und prägen sich damit etwas Wichtiges über Gott ein. Etwas, das Mut macht für Generationen! Also: Wo immer heute noch eine Weihnachtskrippe auf dem Dachboden schlummert – bitte aufbauen! 

Dr. André Heinrich, Superintendent im Kirchenkreis Halle und Pfarrer in Brockhagen