Wort zum Erntedank-Sonntag, den 04. Oktober 2020
Gleich ganz am Anfang, am Eingang des Supermarkts: Die Auslagen voller Obst und Gemüse. Äpfel, Birnen, Pflaumen und anderes heimisches Obst der Saison tummelt sich neben importierten Südfrüchten wie Ananas, Bananen, Kiwis, Melonen … Und diesem großen Sortiment gegenüber: Kartoffeln, meist in Netzen zu fünf Pfund, Zwiebeln, Lauch, Gurken, Tomaten, Paprika, Salat und Kohl, Kürbisse. Alles verteilt auf viele Quadratmeter Verkaufsfläche. Ich habe die Qual der Wahl. So ähnlich müssen Adam und Eva sich im Garten Eden gefühlt haben – nur konnten die beiden einfach nehmen und essen; ich heutzutage muss mit dem Einkauf erst an der Kasse vorbei.
Ein paar Schritte weiter: Mehl, Körner- und Saatenmischungen, allerlei Brot und Gebäck. Und in jedem Gang Hülle und Fülle von Lebensmitteln; das meiste fein portioniert und abgepackt – und nicht wenig davon auch schon vorbereitet, tiefgekühlt, so dass man kaum noch Arbeit mit der Zubereitung hat.
Ich bleibe mitten im Gang stehen. Blicke mich um. Die vollen Regale. Sie sind einfach so da. Ich musste nichts dafür tun.
Szenenwechsel: Staub über dem Acker, der Trecker mit der großen Sämaschine zieht seine Bahnen. Hin und her. Unermüdlich. Ein paar hundert Meter weiter, auf einem Pottstück: Mit Harke, Schüppe und weiterem Gerät bearbeitet die junge Frau den Erdboden. Legt Samen in die Erde. Bedeckt sie und gießt noch einen ordentlichen Schluck Wasser darüber.
Was die Frau und der Landwirt auf dem Trecker gemeinsam haben: Sie können nur säen, düngen, hegen und pflegen. „Wir pflügen und wir streuen den Samen auf das Land, doch Wachstum und Gedeihen steht in des Himmels Hand.“ (Ev. Gesangbuch, Nr. 508)
Der Segen des Wachstums, des Gedeihens und des Erntens kommt allein von Gott. Wie viel davon ist nötig gewesen, damit ich hier all die Fülle im Supermarkt erleben kann? Ich habe keine Vorstellung davon. Ich habe nur mein Staunen und meinen Dank! Erntedank! Gott sei Dank!
Björn Knemeyer ist Vikar in der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Werther