Andacht vom 24. Februar 2013

Wort zum Sonntag Reminiszere, 24. Februar 2013

7 Wochen anders leben

Wir sind in die Passionszeit eingetreten, die Zeit der Vorbereitung auf das Geschehen von Tod und Auferstehung Jesu. Wir gehen den Leidensweg Jesu mit, um dann Ostern neu ins Leben zu finden. Die Passionszeit ist traditionell Fastenzeit, wobei der alte Brauch des Fastens ganz modern interpretiert wird als „7 Wochen ohne“ oder „7 Wochen anders leben“.

Wer mitmacht, dem bieten sich zwei Chancen:

  • 7 Wochen lang bewusst auf etwas, was mir selbst an meinem Verhalten lästig ist und womit ich unzufrieden bin, zu verzichten. 7 Wochen lang bewusst auf etwas zu verzichten, was zwar bequem und vielleicht angenehm ist, was mir aber eben letztlich nicht gut tut, sondern Besseres verhindert - oder mir sogar schadet.

  • 7 Wochen lang stattdessen ein neues Verhalten einzuüben. Eine andere Art und Weise, zu leben, die mir hilft, - und deren positive Auswirkungen und Segen ich schon in diesen 7 Wochen erfahren kann. Die guten Erfahrungen können mich motivieren, es auch weiterhin durchzuhalten.

Beispielsweise 7 Wochen lang abends, wenn der Alltag geschafft ist, nicht vor dem Fernseher zu versumpfen und der Sucht, auf diese Weise abzuschalten, nicht nachzugeben. Wenn ich zulasse, dass mein Kopf mit fremden Inhalten vollgestopft wird, bringt mich das von mir selbst ab. Es verhindert, dass ich nachspüre, was mich innerlich bewegt und beschäftigt. Es verhindert, dass ich auf die leise Stimme in mir selbst und auf die Stimme Gottes hören kann.  - Der Krimi, die Talkshow, die Sportberichte, die Comedysendung wird mich in meinem Leben vermutlich nicht wirklich weiterbringen. Vielleicht aber das, was ich stattdessen tun kann: in Ruhe Kraft schöpfen, eine Kerze anzünden, eine schöne Musik hören; einen Freund anrufen, einen Brief schreiben, ein gutes Buch zur Hand nehmen; offen werden für meine eigenen Bedürfnisse, die jetzt endlich die Chance haben, wahrgenommen zu werden; offen zu werden für Gott.

„7 Wochen ohne“   bzw.   „7 Wochen gut für mich selbst sorgen“.  Verzicht kann sich als Bereicherung erweisen, - vielleicht als Geschenk neuen Lebens.

von Silvia Schultz, Pfarrerin in Borgholzhausen