Wort zum 30. April 2020

Gott ist dennoch Israels Trost (Psalm 73,1)
Herrnhuter Losung für den 30. April 2020

Das Wörtchen "Dennoch" schiebt in diesem Psalmvers trotzig die ganze Welt beiseite, um Gott an sein Wort – seinen Trost – zu erinnern. Manchmal hängt an so einem „Dennoch“ ein wunderbares Überleben, ein haltbarer Frieden, das Ende der Angst oder die ganze Wahrheit unseres Glaubens - zwischen Trotz und Trost.

Mit einem schönen Bild hat der Schriftsteller und spätere tschechische Präsident Vaclav Havel (1936-2011) diesen Dennoch-Trotz sogar als Keimzelle der Freiheit beschrieben: „Die Keimzellen eines unabhängigen Lebens sind wie kleine Boote im Ozean der Ohnmacht. Sie werden vom Wellengang hin und her geschleudert. Dennoch tauchen sie immer wieder auf. Sie sind sichtbare Boten des Überlebens in der Wahrheit."

Wie die kleinen Boote dem Wellengang ausgesetzt sind, bleibt unser Glaube umlagert von ernüchternder Diesseitigkeit. Unser „Dennoch“ ist Ostern. Immer wieder muss die Zuversicht der Ohnmacht trotzen, immer wieder muss unsere Gewissheit „auftauchen“. Festhalten und Verlieren, Jubeln und Verstummen, Tränen und Glück, Not und Mut lösen einander ab. Unser Glaube ist ständig auf dem Prüfstand. Auch angesichts der augenblicklichen Krise geht es um zweierlei: Um Trost und ums Überleben in der Wahrheit.

Martin Luther hat diese Botschaft mit einem besonderen Wegweiser versehen:
„Gott kann uns nur mit der Stimme der Wahrheit trösten."

Von Matthias Storck, Pfarrer in Halle