Wort zum 2. Sonntag nach Trinitatis, 05. Juni 2016
Leben in Gottes Hausgemeinschaft
SLiebe Leserin, lieber Leser,
über religiöse Themen tauscht man sich am liebsten mit vertrauten Menschen aus. Mit dem Partner, einem guten Freund oder mit Menschen, mit denen man sich verbunden fühlt. Das gilt nicht für alle Menschen. Für immer mehr Mitbürger gerät die Religion heutzutage in den Hintergrund. Sie spielt im Lebensalltag eine immer geringere Rolle. Darauf weist die EKD-Umfrage zur Kirche aus dem Jahr 2014 hin. Dort steht aber auch: Auch wenn die Zahl der Christinnen und Christen in der Gesellschaft insgesamt abnimmt, steigt die Zahl derjenigen Mitglieder, die sich ihrer Kirche eng verbunden fühlen. Ihnen wird der Gottesdienst wichtiger. Sie engagieren sich auch überdurchschnittlich.
Für den kommenden Sonntag ist ein Predigttext in den evangelischen Kirchen vorgeschlagen, der sich mit der Vielfalt in der Kirche beschäftigt: „Ihr seid also nicht mehr Fremde oder Gäste ohne Bürgerrecht. Ihr seid vielmehr gleichberechtigte Mitbürger der Heiligen und Mitglieder von Gottes Hausgemeinschaft.“ (Epheser 2, 19)
Hier wird ein neues Miteinander in den Blick genommen: Im Haus Gottes gibt es keinen Unterschied mehr zwischen Nahen und Fernen. Die Menschen leben in Frieden miteinander. Für den Apostel Paulus sind sogar die Unterschiede zwischen den Nationen, den Männern und Frauen, den Jungen und Alten, den Gesunden und Kranken aufgehoben. Jeder findet in Gottes Haus ein Zuhause.
Manchmal ist die Kirche noch davon entfernt, wirklich so ein offenes Haus Gottes zu sein. Die Flüchtlingskrise wird kontrovers diskutiert. Kranke und Alte fühlen sich einsam. Trauernde fühlen sich fremd, wenn durch den Verlust eines geliebten Menschen nichts mehr beim Alten ist. Aber das Haus Gottes ist in Bewegung. Es liegt an uns, Gottes Wohnraum zu gestalten. Lassen wir uns von dem Apostel anregen und lernen wir neu, in Gottes Hausgemeinschaft vertrauensvoll und engagiert zu leben.
von Christhard Greiling, Pfarrer in Steinhagen.