Andacht vom 17. Juni 2012

17. Juni 2012 - 2. Sonntag nach Trinitatis

Andacht zum FrauenOaseTag am 16. 06.12  in Halle, Martin- Luther- Haus

20 Jahre Frauenausschuss im Kirchenkreis Halle, zehn Jahre Gleichstellungsbeauftragte im Kirchenkreis Halle, zwei gute Gründe um miteinander zu feiern und inne zu halten. Heute haben wir uns einen ganzen Tag Zeit genommen, um beides zu tun. Dazu haben wir die Möglichkeit, es uns in der FrauenOase gut gehen zu lassen, auszuruhen und aufzutanken und gestärkt in die neue Woche zu gehen.

Reich geschmückt ist unser Raum, wir nehmen die Schönheit der Rosen war. Jede ist einzigartig. Die Königin der Blumen, wird sie genannt. Manche nennen sie auch die stolze Rose. Aufrecht gewachsen, gerade nach oben, ohne Verkrümmungen, zeigt sie ihre Blüten in herrlichster Pracht. Eine wahre Freude.

Duftig ist unser Raum. Rosen und Rosenwasser betören unsere Nasen. Angenehm umschmeichelt der Duft unsere Sinne. Wir lassen uns verzaubern und genießen.

Die Rose soll uns heute begleiten und ein Sinnbild sein, für die vielen guten Erfahrungen, die die Frauen im Kirchenkreis miteinander auf ihren vielfältigen Veranstal-tungen, Begegnungen und Gesprächen teilen konnten. Sie weist uns darauf hin, das Vollkommene und Schöne zu achten und in der Sehnsucht nach dem Duft der Liebe und dem Wunsch nach Geborgenheit nicht nachzulassen.

Martin Luther fand so großen Gefallen an der Rose, dass er sie mit in sein Familienwappen aufgenommen hat. „Ein Christenherz auf Rosen geht, wenn`s mitten unterm Kreuze steht.“ Weiße Rosen zum Zeichen dafür, dass der Glaube Freude, Trost und Friede gibt. Die weiße Farbe ist die Farbe des Geistes und aller Engel.

Gleichzeitig muss man aufpassen, dass man sich an den Dornen der Rose nicht verletzt. Immer wieder legt die Frauenarbeit auch die Finger in die Wunden und scheut sich nicht, Unrecht anzuprangern und Frauen aus ihren belastenden Lebensbedingungen herauszuholen und sie zu unterstützen. Die Arbeit von Nadeshda und Theodora, die Initiativen innerhalb der Dekadearbeit, die Bemühungen um fair gehandelte Blumen in unseren Gemeinden und Häusern, um nur wenige Beispiele zu nennen, zeugt davon. Der Rückblick auf die Frauenarbeit wird noch vieles mehr benennen.

Die Rose strahlt Schönheit und Zärtlichkeit aus und ist das Symbol für die Liebe.

Verschenke ich eine Rose, dann sage ich meinem Gegenüber, wie sehr ich ihn/sie mag, wie wichtig sie/er mir ist, dass sie/er in meinem Leben unverzichtbar ist. Meine ganze Zuneigung und Liebe, meine Dankbarkeit oder auch Mitgefühl lege ich in dieses Geschenk der Rose hinein. Mein unbedingtes „Ja“ zu dem Menschen, der mir liebt und wert ist. Und wir verstehen diese Sprache sofort – ohne große Worte, wirkt dieser Ausdruck der Sympathie, wirkt der Duft der Liebe. Ich bin sicher, die Liebe geht nicht nur den Magen, sondern genauso durch die Nase.

Gutes tun und Liebe üben sind, seit die Liebe Gottes in Jesus Christus Mensch geworden ist, Attribute christlichen Handelns. Die Frauen aus dem Kirchenkreis haben sich das auf ihre Fahne geschrieben. Die Liebe Gottes erfahren und an andere Menschen weitergeben, aus dem Glauben heraus die nötige Kraft gewinnen, die vielfältigen Aufgaben, die das Leben stellt, zu erfüllen und dabei Zufriedenheit und Freude zu erfahren, zeichnet diese Arbeit aus.

Die Gottesdienste, die vielen Veranstaltungen zu denen die Frauen eingeladen werden, finden in der Atmosphäre gegenseitiger Achtung und Fürsorge statt. Es besteht die Kultur, sich umeinander zu kümmern, voneinander zu wissen und sich gegenseitig zu helfen. Das gilt für die Kreise in unseren Gemeinden, das gilt auf der Ebene des Kirchenkreises und genauso auch darüber hinaus, in Land und Welt. Frauen haben sich im Blick und wissen sich wertzuschätzen. Eher besteht die Gefahr, sich selbst dabei aus dem Blick zu verlieren, für die anderen da zu sein, heißt ja nicht, dass wir auf unsere eigenen Wünsche verzichten müssten. So ist dieser Oasentag ein deutliches Zeichen dafür, dass wir die erste Rose der Wertschätzung auch einmal uns selbst schenken dürfen. Wir dürfen uns Zeit für uns nehmen, wir dürfen uns verwöhnen lassen, wir dürfen genießen. Wir dürfen heute von dieser Rose leben und sie mit hinein nehmen in unser Herz.

In einer Liedstrophe von Paul Gerhardt heißt es: „Ach, ich bin viel zu wenig, zu rühmen seinen Ruhm; der Herr allein ist König, ich eine welke Blum.“ Aus seiner Lebenswirklichkeit heraus, können wir Paul Gerhardt gut verstehen. In seinen Liedern spricht er viel von Blumen. Wer viel Leid hat, braucht sicher auch viele Blumen, um zu überleben. Und sicher fühlte er sich selbst gelegentlich wie eine welke Blume.
Eine Frau von heute, Esther Schmidt, hat einen neuen Text dafür geschrieben: „Ja, ich bin nicht zu wenig, zu rühmen ihren Ruhm. In ihrem großen Garten bin ich ein blühend Blum. Bin Spiegelbild und Schatten der einen großen Kraft, die durch mich lebt und atmet und neues Leben schafft.“

Amen

von Birgit Gillmann, Pfarrerin der Evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Bockhorst