Andacht zum 01. Oktober 2023

Manchmal verstehe ich meine eigene Frau nicht! Wenn wir Besuch zum Kaffeetrinken erwarten, stellt sie nicht nur Teller und Tassen auf den Tisch. Nein, sie sucht farblich passende Servietten aus und legt einen kleinen Schokoriegel darauf. Dazu garniert sie die Tortenplatte rundherum mit buntem Fruchtgummi und verteilt überall auf dem Tisch kleine Süßigkeiten – zwischen den Kerzen und den Schälchen mit liebevoll arrangierten Keksen. Meiner Meinung nach ist das alles nicht nötig. Der Kuchen schmeckt doch auch so – wenn es sein muss, auch einfach vom Pappteller. Aber wenn unsere Gäste kommen und sich mit einem Leuchten in den Augen an den Tisch setzen, sehe ich wieder mal ein, dass meine Frau alles richtig gemacht hat. Der Nährwert wird durch die Dekoration nicht größer, aber der Liebeswert ist unbezahlbar! Diese liebevolle Art den Tisch zu decken, erinnert mich an Gott. Er könnte unseren Körper mit Infusionen versorgen. Er hätte alle Vitamine in eine Tablette und alle Nährstoffe in einen grauen Brei packen können. Aber er schenkt uns Gemüse, Getreide und Obst in allen nur denkbaren Formen und Farben. Vom goldgelben Weizen über grüne Bohnen und rote Kirschen bis zur violetten Aubergine. Von der ovalen Weintraube über die abenteuerlich geformte Zucchini bis zur runden Melone. Dazu hat er jeder Sorte einen eigenen Geschmack gegeben: der Tomate, der Erdbeere und der Limone. Und als ob das nicht genug wäre, hat Gott noch die unterschiedlichsten Düfte verteilt: Das würzige Aroma einer gerösteten Kaffeebohne, den fruchtigen Duft einer Orange oder den unverwechselbaren Geruch der Pfefferminze. All das wäre nicht nötig gewesen. Der Nährwert wird dadurch nicht größer. Aber der Liebeswert ist unbezahlbar. Darum möchte ich mich zum Erntedankfest mit leuchtenden Augen an seinen Tisch setzen und einfach schmecken, sehen, riechen und genießen, wie freundlich der Herr ist! (Psalm 34,9)

 

Olaf Wahls, Steinhagen, Pastor der Landeskirchlichen Gemeinschaften im Bezirksverband Bielefeld