Andacht zum 01. November 2020

Wort zum 21. Sonntag nach Trinitatis, 01. November 2020

„Lass Dich nicht vom Bösen besiegen…“

In welcher Zeit leben wir? Lohnt es sich, für das Leben zu kämpfen oder ist es dafür schon zu spät? In welcher Zeit leben wir? 

In Corona-Zeit! Menschen weltweit infizieren sich, leiden, haben Spätfolgen, sterben am Virus. Andere begehren gegen die Schutzmaßnahmen auf, sehen sich in ihren Grundrechten beschnitten, lehnen deshalb Maske und Abstand ab. Wieder andere pfeifen auf die Regeln, weil sie jung sind, Party machen wollen, befürchten, etwas zu verpassen, oder weil sie alt sind und sagen, sie hätten schon so viel erlebt, dass das bisschen Virus auch egal wäre.

In welcher Zeit leben wir? In der Zeit von Fichtensterben, viel zu trockenen Sommern und zu warmen Wintern, sterbenden Korallen im Great-Barrier-Reef, schmelzenden Polkappen und 700 Liter Regen auf den Quadratmeter in Südtirol. 

Und dann sind da ja auch noch so Leute wie Erdogan, Bolsonaro, Lukaschenko, Putin und Trump. Machtversessen, rücksichtslos, Ichbezogen. Selbst Corona konnte zwei von ihnen nicht stoppen! Probleme im eigenen Land? Dann lenken wir einfach mal davon ab und gießen Öl ins Feuer bei den Nachbarn. - Brennende Urwälder im Amazonas. Warum denn nicht! sagt der Präsident. Was interessiert mich das Weltklima! - Ihr wollt mich nicht mehr haben? Dann mache ich halt selber die Kreuze an der richtigen Stelle auf den Wahlzetteln und euch lasse ich ins Gefängnis prügeln. – Regimekritiker? Dafür gibt es doch Nowitschok! – Und bedeutet „America first“ nicht „ich zuerst“? Genau, die anderen twitter ich einfach weg.

Über die Welt, in der wir leben und über die Menschen, die an den Hebeln der Macht sitzen, können wir uns nun aufregen und bei aller Aufregung vergessen, in welcher Welt wir leben wollen. Wir für uns und wir für unsere Kinder und Enkel. 

„Lass dich nicht vom Bösen besiegen, sondern überwinde es durch das Gute.“ Das schreibt der Apostel Paulus an die römische Christengemeinde. Für mich lese ich daraus: das Böse benennen, ja, aber sich nicht ängstlich zurückziehen, sondern das Gute tun, jeder und jede mit den Gaben und Fähigkeiten, die Gott uns geschenkt hat, vielleicht getreu dem leicht veränderten Sprichwort „Reden ist Silber, Tun ist Gold!“

Dirk Leiendecker ist Pfarrer in der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Steinhagen