Wort zum 11. Sonntag nach Trinitatis, 27. August 2017
Anselm Grün und Johannes M. Roth haben ein Taschenbuch mit dem Titel „Du bist einzigartig“ herausgegeben. Ich wollte das Buch kaufen, ging in die Buchhandlung und gab der Verkäuferin einen Zettel mit dem Titel und der entsprechenden Bestellnummer. Da das Buch nicht vorrätig war, tippte die Verkäuferin die Daten in ihren Computer. Als sie fast fertig war, sagte sie leise vor sich hin: „Du bist einzigartig“. Als ich diese drei Worte hörte, ergänzte ich spontan: „Dass ich das heute aus Ihrem Mund höre, hätte ich nie gedacht.“ Sie blickte mich erstaunt an, sah mein Lachen und lachte herzhaft mit.
Dass mich der Buchtitel „Du bist einzigartig“ angesprochen hat, ist alles andere als ein Zufall. Denn seit langem beschäftigt mich die Tatsache, dass wir in einer Zeit und in einer Welt leben, in der viele Menschen das Gegenteil erfahren. Sie haben den Eindruck, nur noch eine Nummer zu sein. Sie erleben, wie jede und jeder offenbar jederzeit austauschbar und ersatzbar zu sein scheint. Und dieses Gefühl, wertlos und überflüssig zu sein, wirkt sich seelisch und körperlich aus. Depressionen, Burnout, Frust und Aggression sind häufige Folgen.
Ich bin froh, dass es in der Bibel Verse mit einer ganz anderen Botschaft gibt. Da schreibt zum Beispiel der Prophet Jesaja (Jesaja 43, 4): „Gott spricht: Du bist teuer in meinen Augen und herrlich und ich hab dich lieb.“ Das ist nicht einfach nur so daher gesagt. Gott meint es so und sieht uns so. Und sein Urteil über uns ist doch weit wichtiger als das, was wir über uns denken.
Wenn ich morgens aufstehe, komme ich im Flur an einem Spiegel vorbei. Seit einigen Wochen blicke ich jeden Morgen hinein und sage leise für mich „Du bist einzigartig“. Und jedes Mal zaubern diese drei Worte ein Lächeln in mein Gesicht. Vielleicht versuchen Sie es auch einmal. Es lohnt sich, denn in den Augen Gottes sind Sie und ich teuer und herrlich.
von Heinz-Jürgen Luckau, er lebt als evangelischer Pfarrer im Ruhestand in Steinhagen.