Andacht vom 7. August 2011

7. August 2011 - 7. Sonntag nach Trinitatis

Viele Menschen verbringen in diesen Wochen ihren Urlaub in den Bergen, um zu wandern, zu klettern oder auch ganz ohne Anstrengung die Aussicht vom Tal auf die Berge zu genießen.

Vor einigen Jahren sah ich während eines Urlaubs in Vorarlberg im Fernsehen einen Bericht über den Innsbrucker Alt-Bischof Reinhold Stecher, selbst ein Bergsteiger aus Leidenschaft. Aus eigener Lebenserfahrung sagt er: „Viele Wege führen zu Gott; einer führt über die Berge.“

Offenbar sind die Berge eine Landschaft, die Menschen die Größe und Schönheit der Schöpfung besonders deutlich wahrnehmen lässt. Beim Wandern im Berner Oberland entdeckte ich immer wieder Bronzetafeln, an Felswänden befestigt, auf denen Psalmworte zu lesen sind, die die Herrlichkeit der Schöpfung preisen.

Religionsgeschichtlich betrachtet gelten Berge oftmals als heilige Orte, als Wohnort der Götter (und auch der Dämonen), Orte der Gottesbegegnung und besonderer Offenbarungen.

Auf dem Berg Morija soll Abraham seinen Sohn Isaak opfern, auf dem Gottesberg am Sinai erhält Mose die Tafeln mit den zehn Geboten, Jerusalem ist die heilige Stadt auf dem Berge.

Die Seligpreisungen finden wir in der  Berg-predigt Jesu. Die Versuchung Jesu, seine Verklärung sowie seine Himmelfahrt sind jeweils auf einem Berg angesiedelt. Und auch in der christlichen Tradition spielen Berge eine besondere Rolle, zum Beispiel als Wallfahrtsorte. Christen wallfahren zum Kreuzberg in der Rhön, und jetzt im Sommer ist Kloster Andechs auf dem Heiligen Berg bei Dießen am Ammersee ein von vielen Menschen besuchter Ort.

Im 121. Psalm heißt es:

„Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen; woher wird mir Hilfe kommen?
Meine Hilfe kommt von dem Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.“

Auch hier scheinen die Berge ein Ort zu sein, an dem Gottes Hilfe gesucht und erwartet wird.

Vielleicht spüren Menschen auf dem Gipfel eines hohen Berges die Nähe Gottes in besonderer Weise. Sie erleben die Weite und Schönheit der Landschaft, die Freiheit in der Höhe, das Gefühl, sich über die Täler des alltäglichen Lebens erhoben zu haben. Und vielleicht erleben sie auf dem Gipfel eines Berges die besondere Nähe zum Himmel. Möglicherweise ist das auch der Grund, warum auf vielen Bergen ein Gipfelkreuz steht. Immerhin ist das Kreuz das Symbol des christlichen Glaubens.

Und mancher, der eine anstrengende und mit Risiken verbundene Bergtour hinter sich hat, kann auf dem Gipfel bekennen:

Mein Leben liegt in Gottes Hand.
Der Herr behütet mich vor allem Übel,
er behütet mein Leben.
Der Herr behütet meinen Ausgang und Eingang,
jetzt und immerdar.“

Petra Isringhausen, Pfarrerin im Entsendunsgdienst
in der Kirchengemeinde Steinhagen