Andacht vom 17. April 2016

Andacht zum Sonntag Jubilate, 17. April 2016

„Der wie ein Wolf geht“ – das dürfte der Ursprung für den Namen „Wolfgang“ sein. Plausibel, nachvollziehbar und annähernd selbstverständlich, weil sich selbst erklärend. Das ist bei der Namensgebung anderer Sachverhalte anders. Oder wüßten Sie aus dem Stehgreif, wofür die Bezeichnung „Ostern“, „Pfingsten“ oder der Name des kommenden Sonntags steht: „Jubilate“?

Ostern, das christliche Fest zur Auferstehung Jesu, ist inzwischen schon wieder drei Wochen her. Seitdem haben wir die beiden Sonntage mit den Namen „Quasimodogeniti“ und „Misericordias Domini“ begangen. Und nun kommt also „Jubilate“. Alles klar? Oder doch nicht so richtig?

Es mag für viele und den Fortgang der Weltgeschichte um uns herum ohne große Bedeutung sein, dass in unserem Kulturkreis solcherlei Dinge eines ehemals bedeutsamen Allgemeinwissens zunehmend ins Hintertreffen geraten. Ob es aktuell in der unausweichlichen Begegnung mit anderen Kulturen und der so dringend gemachten Forderung zur Integration aber tatsächlich so nebensächlich ist, ist zumindest eine Frage wert sein. Denn wer Flüchtlingen und Gästen gegenüber auf Integrationsbereitschaft besteht, sollte sich seiner eigenen Kultur und Geschichte einigermaßen sicher sein, in die sich die zu uns Kommenden ja integrieren sollen. Dazu gehört u.a. auch der religiöse Hintergrund, der das sogenannte christliche Abendland mit seinen Werten und Grundsätzen ja zu dem gemacht hat, was es mit all seinen Segnungen – Gott sei Dank – nun einmal ist.

Die Kenntnis des Kirchenjahres mit den Namen der einzelnen Sonntage mag dazu nun nicht zwingend erforderlich sein – auch wenn dies für viele Christen in unserem Land nach wie vor noch von Bedeutung ist. Es kann aber nicht schaden, sich dies auch noch einmal bewusst zu machen.

Also, was hat es mit der sich nicht selbst erklärenden Namensgebung von Sonntagen auf sich?

Abgesehen davon, dass nicht jeder der bis zu 52 Sonntage im Jahr einen eigenen Namen hat, gilt dies – nach Weihnachten und dem Jahreswechsel – für die sonntäglichen Feiertage des sogenannten Osterfestkreises von Epiphanias bis Trinitatis. Diese Sonntage: von Septuagesimä bis Pfingsten, sind entweder nach dem Zeitabstand bis Ostern (Septuagesimä = 70 Tage vor Ostern) oder nach den Anfangsworten der biblischen Lesungstexte für den jeweiligen Sonntag benannt.

„Quasimodogeniti“ nach 1. Petrus 2,2 = „Wie die neu geborenen Kinder…“; „Misericordias Domini“ nach Psalm 33,5 = „Die Erde ist voll der Güte des Herr …“; und „Jubilate“ nach Psalm 66,1 = „Jubelt Gott zu Ehren alle Lande…“.
Ich kenne viele, die sich davon berühren und zum Bibellesen animieren lassen, um daraus Kraft für ihr Leben ziehen.
Das wünsche ich auch Ihnen. 

von Pfarrer Ulrich Potz, Pfarrer der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Steinhagen