Andacht vom 14. August 2011

14. August 2011 - 8. Sonntag nach Trinitatis

Kinder des Lichts

Wenn meine Mutter mich als Kind in den Keller schickte, um etwas zu holen, so war das für mich wie ein Weg ins Verließ. Wir wohnten damals in einem Altbau, und im Keller war es für mich ganz besonders gruselig, dunkel und kalt. Zudem war er verwinkelt, unübersichtlich und schlecht beleuchtet.

Unsere Wohnung lag im zweiten Stock und damit weit weg. „Du darfst die Türen offen lassen.“ Ich erinnere mich, dass meine Mutter das sagte, um mich zu beruhigen. Aber wenn ich die Tür zur Kellertreppe öffnete, war alle Beruhigung dahin. Ich guckte in die tiefschwarze Dunkelheit, wie in einen Schlund, der mich auffressen wollte. Nur schnell die Türen aufgeschlossen, die funzeligen Lampen angeknipst und alles so schnell wie möglich erledigen. In dem schummerigen Licht lauerte hinter jede Ecke, hinter jeder Holztür ein Gespenst.

Nun, diese Schrecken des kleinen Mädchens sind längst überwunden. Dennoch kenne ich genug Situationen, in denen ich mich auch heute noch im Dunkeln fürchte. In denen ich mich nicht fühle wie ein Kind des Lichts.

„Lebt als Kinder des Lichtes; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit,“ fordert Paulus die Gemeinde in Ephesus auf. Da taucht das Bild von einen Menschen auf, der in Licht eingehüllt ist wie in einen Mantel. Das Licht strahlt aus, bestrahlt andere Menschen, taucht Dunkles in Helligkeit. Wie ein Scheinwerfer erhellt es den Weg, die Umgebung und alle, die da sind. Da ist nichts mehr zu sehen, was Angst machen könnte: Keine Ungerechtigkeit, keine Lüge, kein Hass, keine Furcht.

Paulus Worte sind eine Aufforderung zu Vertrauen: Lebt als Kinder des Lichtes und alles wird gut? Vielleicht ist das doch ein bisschen zu viel erwartet? Dennoch, kleine Kinder vertrauen dem Menschen, der sie an die Hand nimmt. Sie sind sich ganz sicher: Papa oder Mama werden mir nichts Böses tun und mich verteidigen. Sie selbst sind ohne Arg. Das Böse bricht erst später in ihre Welt ein.

Als erwachsene Menschen Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit zu tun oder zu sagen, ist eine Herausforderung. Sich bewusst zu machen, dass Kinder des Lichtes, Menschen sind, die Gott vertrauen und auf dem richtigen Weg sind, genau diese Frucht zu bringen, ist ein erster Schritt.

Frauke Brauns ist Redakteurin.