Andacht vom 14. Januar 2018

 

Wort zum 2. Sonntag nach Ephiphnias, 14. Januar 2018

Blöde Technik

Erinnern Sie sich noch an Weihnachten? - Ja, ich weiß, das ist schon wieder drei Wochen her und wahr-scheinlich haben Sie spätestens gestern auch Ihren Weihnachtsbaum „entschmückt“, damit er pünktlich an der Straße zu liegen kam, um entsorgt werden zu können.

Mir wird auf jeden Fall das letzte Weihnachtsfest in ganz besonderer Erinnerung bleiben. Vor allem der Gottesdienst in unserer Versmolder Petri-Kirche mit dem Krippenspiel der Konfirmanden. Ich war stolz auf meine Truppe. Nur zwei hatten sich abgemeldet, weil der Besuch bei der Oma auswärts anstand. Daher waren 22 Rollen zu besetzen. Ganz schön viele für die Weihnachtsgeschichte, aber es ging. Eine Weih-nachtsfrau, ein Ausrufer des Kaisers, ein Kind, Maria und Josef, drei Wirte, acht Hirten und ein Engelchor.

Drei Probentermine gab es. Nicht alles hat geklappt, aber so musste es ja auch sein, sollte das Spiel vor Publikum gelingen. Jeder wusste, wo er zu gehen und zu stehen hatte, welche Knöpfe zu drücken und an welcher Stelle Musikpausen einzuhalten waren. Für gute Akustik war gesorgt: Insgesamt sieben Mikrofone sollten zum Einsatz kommen, damit auch in der letzten Ecke jedes Wort verstanden werden konnte.

Ich will es kurz machen: Die Kirche war übervoll, die Konfirmanden haben alles gegeben, aber wenn vier von sieben Mikrofonen ausfallen, dann führt auch die beste Improvisation nicht zum gewünschten Topver-stehen. Nein, es hat sich niemand hinterher beschwert, ganz im Gegenteil: „Herr Pastor, ist doch nicht so schlimm. Wir kennen doch die Geschichte!“ So oder ähnlich war der Tenor.

Aber ich war enttäuscht, auf jeden Fall bis zum vergangenen Montag. Da hat mich zum einen - aus ganz anderen Gründen - eine Konfirmandenmutter angerufen, und mir beim Jammern über die versagende Technik und im Blick auf das neue Jahr einfach zu mehr Gelassenheit geraten. Und zum andern hatte ich mir den Predigttext für Sonntag schon mal angeschaut. Der Apostel Paulus schreibt u.a. einen Satz an die Gemeinde in Korinth, die das von der Mutter Gesagte verstärkt: „Euer Glaube sollte sich nicht auf Men-schenweisheit gründen, sondern auf die Kraft Gottes.“

„Nimm dich nicht so wichtig!“ höre ich hier. „Nicht du bewirkst Glauben, sondern Gott ist es! Und wenn er wollte, dass die Besucher aus deinem Gottesdienst einen guten Gedanken mit nach Hause nehmen sollten, dann hat das auch geklappt, trotz ohne Mikrofone!“
Ich finde, das sind übrigens auch zwei gute Vorsätze für das neue Jahr: Sich selber nicht so wichtig neh-men und gelassen bleiben.


Dirk Leiendecker, Pfarrer der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Versmold