Andacht vom 15. Mai 2016

Andacht zum Pfingstsonntag, 15. Mai 2016

„PFINGSTEN? – Was war da noch mal?“


Nur ein Drittel der Deutschen weiß, was in den christlichen Kirchen zu Pfingsten gefeiert wird. Bei einer Meinungsumfrage verwechselten 16 Prozent das Pfingstfest mit Ostern; 14 Prozent mit Christi Himmelfahrt und 30 Prozent wussten mit Pfingsten gar nichts anzufangen. „Pfingsten sind die Geschenke am geringsten“, meint Berthold Brecht. Doch ist es tatsächlich so: zu Weihnachten viel, zu Ostern weniger und zu Pfingsten gar nichts?

Die Bibel sagt (Apostelgeschichte 2): Pfingsten ist der Geburtstag der christlichen Kirche. Der Himmel geht über allen auf und Gottes Geist geht auf die Menschen über und ist lebendig unter uns. Zugegeben – andere Geburtstage feiern wir fröhlicher und unbeschwerter. Doch notwendigere Geschenke kann uns der Himmel nicht machen: „Gott hat uns nicht den Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.“ (2. Timotheus 1,7). - D.h.: Gottes Geist befreit uns oft so saft- und kraftlose Christenmenschen mit seinen zündenden Ideen zum Leben, er versöhnt und schafft Frieden. Das verkündigen und dafür arbeiten wir als christliche Gemeinde in der Welt. Die Botschaft von Pfingsten macht deutlich: Gott ist mit uns unterwegs auf den Wegen unseres Lebens, damit wir nicht allein sind; er stärkt und tröstet uns, wenn wir mutlos und verzagt sind. Das alles bewirkt Gott durch die Kraft seines Heiligen Geistes.

Der Theologe und Dichter Lothar Zenetti hat die Bedeutung von Pfingsten für unsere heutige Zeit einmal so in Worte gefasst: „Die Wunder von damals müssen`s nicht sein, auch nicht die Formen von gestern, nur lasst uns zusammen Gemeinde sein, eins – so wie Brüder und Schwestern. Ja gib uns deinen Geist, deinen guten Geist, mach uns zu Brüdern und Schwestern.

Auch Zungen von Feuer müssen`s nicht sein, Sprachen, die jauchzend entstehen, nur gib uns ein Wort, darin Wahrheit ist, dass wir, was recht ist, verstehen. Ja, gib uns den Geist, deiner Wahrheit Geist, dass wir einander verstehen.
Ein Brausen vom Himmel muss es nicht sein, Sturm über Völkern und Ländern, nur gib uns den Atem, ein kleines Stück unserer Welt zu verändern. Ja gib uns den Geist, deinen Lebensgeist, uns und die Erde zu ändern.

Der Rausch der Verzückung muss es nicht sein, Jubel und Gestikulieren, nur gib uns ein wenig Begeisterung, dass wir den Mut nicht verlieren. Ja, gib uns den Geist, deinen Heiligen Geist, dass wir den Mut nicht verlieren.“

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein gesegnetes, belebendes Pfingstfest, denn „der Geist Gottes ist`s, der lebendig macht.“ (Johannes 6,63)

von Lothar Becker, Pfarrer im Ruhestand in Halle