Andacht zum 19. April 2020

Andacht zum Sonntag Quasimodogeniti, 19. April 2020

Morgen, Sonntag, wäre Konfirmation gewesen bei uns in Versmold. Eigentlich wollten wir den jungen Menschen gute Gottesworte mitgeben und Gottes Segen spenden für ihr Leben als eigenständige Christ*innen. Jetzt sind wir erst mal ausgebremst. Die Enttäuschung darüber macht mich ganz kraftlos.
Allmählich fällt es mir immer schwerer, zu Hause zu bleiben, Beziehungen, die in meiner Arbeit so wichtig sind, elektronisch vermittelt zu halten. Die anzurufen, die nicht vernetzt sind, ihnen Briefe zu schreiben. Aber nicht nur ich, die ganze Welt ist in einer Art Wartestellung, während Ärzt*innen und Pflege*innen weiterhin um das Leben der ernstlich Erkrankten kämpfen: Wie wird sich die Corona-Ansteckungskurve verändern, wann dürfen wir wenigstens in kleinen Kreisen wieder zusammen kommen, wann dürfen Geschäfte wieder öffnen? Die Sehnsucht ist groß.
Beim Propheten Jesaja (40, 26-34) finde ich ermutigende Worte: „(26) Hebt eure Augen in die Höhe und seht!“ Schaut mal dorthin, wo es etwas anderes zu sehen gibt: Seht ihr, dass Gott Tag für Tag an eurer Seite ist?
Und „(31) die auf den HERRN harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler.“
Nein, auch damals konnten die Menschen nicht fliegen. Aber das Bild vom Adler mag ich trotzdem. Wenn ein gutes Gespräch am Telefon gelingt, beflügelt mich das. Wenn Menschen sich melden: Was können wir helfen? Dann spüre ich neue Energie, dann atme ich auf.
Kennen Sie dieses Gefühl auch, dass ein Wort eines Menschen Ihren Blick auf den Tag, manchmal den Blick auf Ihr ganzes Leben verändert? Ich möchte dafür werben: Haltet die Augen offen für alles, was jetzt Mut macht und das eigene Leben stärkt. Und rechnet damit, dass auch Eure Worte anderen Mut machen.
„(29) Gott gibt dem Müden Kraft und Stärke genug dem Unvermögenden.“ Probieren Sie aus, wie gut es tut, Gottes ermutigenden Worten zu vertrauen.
Und ich schaue nach vorn und beginne, mich auf die Konfirmation zu freuen, die wir nun Ende August feiern wollen.

Elisabeth-Hübler-Umemoto ist Pfarrerin in der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Versmold