Andacht vom 24. November 2019

Wort zum Ewigkeitssonntag, 24. November 2019

Eine fröhliche Beisetzung?Als Pastor höre ich bei Trauerbesuchen immer wieder die Bitte: „Es soll aber nicht zu traurig sein. Erzählen Sie etwas Schönes und Fröhliches. Es darf bei der Trauerfeier auch gelacht werden.“ Als ich diese Bitte das erste Mal gehört habe, war ich etwas irritiert. Meine ersten Gedanken dazu waren: Eine Trauerfeier soll doch besonders würdevoll gestaltet werden. Mit der Möglichkeit, sich still zu erinnern und andächtig und angemessen zu trauern. Nehmen die Angehörigen den Trauerfall nicht ernst oder versuchen sie, damit vor ihrer Trauer zu fliehen? Ein Gespräch darüber hat mich besonders berührt: Eine Angehörige sagte mir, die Verstorbene hat mit einer ganz zuversichtlichen Einstellung ihre letzten Tage gelebt. Sie hat gesagt: „Ich habe zwar Angst vor dem Sterben, aber ich freue mich darauf, Gott zu sehen. Mit eigenen Augen. Darum darf meine Beerdigung auch ganz fröhlich sein!“Liebe Leserinnen und Leser, könnten Sie das? Den Tod nicht als Schrecken sehen, sondern als ein Fest? Die meisten Menschen, die ich in Trauersituationen begleite, würden sich damit schwer tun. Die Trauer schmerzt zu sehr. Und der Gedanke an den geliebten Menschen, den man verabschieden muss, ist sehr schwer. Die Lücke, die er oder sie hinterlassen hat, ist oft unendlich groß.Trotzdem feiern Christinnen und Christen diesen Gedanken seit Jesu Zeiten: „Der Tod hat nicht das letzte Wort. Nicht bei Gott.“ Dass ein Mensch stirbt, ist nicht das Ende. Und diese Vorstellung kann zu einer frohen Gewissheit führen. Nicht in dem Sinne, dass für das „Traurig sein“ kein Platz mehr sein soll. Trauer muss ihre Zeit und ihren Ort haben. Aber in dem Sinne, dass wir mit Frieden und frohen Herzens Abschied nehmen können.Warum: Weil unsere Toten einen Ort haben. Zuerst in unseren Erinnerungen und in unseren Erzählungen. Und dann an einem ewigen Ort; in Gott selbst, in Gottes neuer Welt. Und dass es dort wie bei einem Fest zugehen soll, davon berichtet die Bibel. Wie bei einem Festmahl werden wir in Gottes neuer Welt gemeinsam feiern, essen und trinken – in Gemeinschaft mit unseren Lieben. Möge dieses hoffnungsvolle Bild hindurchscheinen, wenn wir in diesen Novembertagen und am Ewigkeitssonntag an die denken, die wir vermissen. Mit behutsamer, froher Zuversicht. 

Tim Henselmeyer ist Pfarrer im Entsendungsdienst in der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Halle