Andacht vom 28. Mai 2017

Wort Sonntag Exgaudi, 28. Mai 2017

 

 

Von Zar Peter dem Großen wird berichtet, dass er sein Volk aufrichtig liebte und stets um sein Wohl besorgt war. Um in Erfahrung zu bringen, wie es den Menschen seines Landes ging, mischte er sich gern unerkannt unter das Volk. Er zog die Kleidung eines Handwerkers oder eines Bauern an und unterhielt sich mit den Menschen in den Dörfern und Städten, um zu erfahren, was sie bewegte und welche Ängste und Nöte sie durchlebten.

Eines Tages trug er die Kleidung eines Offiziers und besuchte eine Kaserne. Spät am Abend war es in allen Gebäuden dunkel, nur in einer Stube brannte noch Licht. Es war die Stube des Soldaten, der die Verantwortung für den Tresor hatte und den monatlichen Sold an seine Kollegen auszahlte. Dieser Soldat war ein Spieler. Weil er nicht aufhören konnte zu spielen, hatte er damit begonnen, kleinere Geldsummen aus dem Tresor zu entnehmen. „Ich kann das Geld ja zurücklegen, wenn ich gewonnen habe“, dachte er sich. Im Laufe der Zeit war aber eine stattliche Summe zusammengekommen. Zu seiner Verzweiflung sollte am nächsten Tag eine Finanzprüfung stattfinden.

Der Soldat war am Boden zerstört. Er zählte das vorhandene Geld und erfuhr so, wie viel tatsächlich fehlte. Niemals würde er das Geld bis zur Finanzprüfung zusammen bekommen. Auf ein Blatt Papier auf seinem Schreibtisch schrieb er den fehlenden Betrag und den Satz: „Eine große Schuld – wer kann sie bezahlen?“ Der einzige Ausweg für ihn schien Selbstmord zu sein. Er zog seine Pistole und legte sie auf den Schreibtisch. Er wurde müde und schlief ein.

Peter der Große betrat seine Stube und erkannte sofort das Problem. Für einen Moment ging ihm durch den Kopf, den unzuverlässigen Soldaten aufzuwecken und ihn zur Rechenschaft zu ziehen. Doch dann fasste er einen anderen Plan. Er nahm einen Bleistift und schrieb unter den Satz „Eine große Schuld – wer kann sie bezahlen?“ seinen eigenen Namen „Peter“. Einige Stunden später erwachte der Soldat und nahm erstaunt wahr, was geschehen war. Er entschied sich, sein Leben nicht zu beenden und abzuwarten, was geschehen würde. Es dauerte nicht lange, und ein Bote des Zaren kam und brachte exakt die Geldsumme, die er entnommen hatte.

Umfragen zufolge ist Schuld die Macht, die uns Menschen am meisten bedrückt und am stärksten in die Knie zwingt. Unzählige Menschen leiden unter ihrem Versagen und Fehlern der Vergangenheit. Was damals geschehen ist, können sie nicht loslassen. Es bestimmt und belastet ihren Alltag und nimmt ihnen Tag für Tag ihre Energie und Lebensfreude. Gibt es etwas in Ihrem Leben, das Sie mit sich herumtragen und das Sie sich nicht verzeihen können? Vielleicht ist das Ereignis schon Jahre oder Jahrzehnte her, und immer noch entfaltet es seine Macht. Ist es nicht interessant, dass Jesus sich gerade um das Problem unseres Versagens und unserer Schuld gekümmert hat? Vieles auf der Erde war in Unordnung als er damals kam. Er hätte sich um vieles kümmern können, aber sein Hauptanliegen war, sich um unsere Schuld zu kümmern und eine Möglichkeit zu schaffen, dass wir ohne die Last und Bürde der Vergangenheit leben können.

Es lohnt sich, der Sache auf die Spur zu kommen und sich näher damit zu beschäftigen, was die Vergebung, die Jesus schenkt, für unser alltägliches Leben bedeutet. Sie hat unzählige Menschenleben verändert und gerettet. Als Gemeinden helfen wir Ihnen gern dabei!

 

von Bernd Eimterbäumer, Pfarrer in der Evangelischen Kirche Halle