Andacht zum 20. Juni 2021

Wort zum 3. Sonntag nach Trinitatis, 20. Juni 2021

Endlich! 

Endlich – nach einem Jahr Pause findet bei uns in Werther an diesem Sonntag eine Taufe eingebettet in einen Tauferinnerungsgottesdienst statt. Wie sehr habe ich das vermisst. Andere Tauffamilien stehen schon in den Startlöchern für ihre Taufe. Damit und mit vielen anderen Dingen, die schon wieder möglich sind, habe ich das Gefühl, dass das Leben wieder beginnt. 

Dazu beigetragen haben die Impfungen. Eine Frage, die momentan wohl überall besprochen wird: Bist du schon geimpft? Man kann es ja nicht sehen, ob einer geimpft ist oder nicht, da müsste er schon seinen Impfpass vorzeigen. Man sieht den Unterschied nicht nach außen, aber z.B. bei mir hat sich doch gewaltig etwas geändert durch die Impfung. Ich bin zuversichtlicher, fühle mich freier andere Menschen zu besuchen, ohne die Sorge, sie anzustecken oder selbst angesteckt zu werden. 

Ich finde ähnlich ist es mit der Taufe, auch wenn sie nun nicht unser alltägliches Gesprächsthema ist. Man kann es einem anderen nicht äußerlich ansehen, ob er oder sie getauft ist. Man müsste tatsächlich erst die Taufurkunde oder den Eintrag ins Familienbuch sehen. Beide haben noch mehr gemeinsam: Genau wie die Impfung kann die Taufe mich freier und zuversichtlicher machen. Erinnern wir uns an die biblische Geschichte von dem äthiopischen Kämmerer. Er las in der Bibel und ließ sich die Worte von Philippus, einen der Jünger Jesus, auslegen. Die Worte des Philippus zusammen mit seiner Bibellese überzeugten ihn, dass Jesus der Sohn Gottes sei und er zu ihm gehören möchte. Als sie an einem Wasser vorbeikamen, taufte Philippus ihn. Danach wurde berichtet, dass der äthiopische Kämmerer seine Straße fröhlich weiterzog. Sein Weg führte nach Äthiopien, ein Land in dem es seitdem bis heute eine lebendige Kirche gibt. Der getaufte Kämmerer war in einer Zeit unterwegs, in der es kaum Christen gab und die oftmals auch verfolgt wurden. Trotzdem war er froh unterwegs. Er kann frei und freudig seines Weges ziehen, weil er die Freiheit, die der Glaube schenkt, in der Taufe erfahren hat und dass gibt ihm auch eine Freiheit und eine Freude in allen Sorgen, die sein äußeres Umfeld ihm bereitet.  Und das ist vielleicht das Schönste, was die Taufe uns schenken kann, diese tiefe innere Freude und Freiheit, egal wie die äußeren Umstände sind. Diese Freude und Freiheit wird durch die Taufe hervorgerufen, in der mir zugesagt wird: Du bist unsichtbar, aber unauslöschlich, mit Jesus verbunden. Jesus steht an deiner Seite, du bist nicht allein, er schenkt Dir Leben auch über diese Leben hier auf Erden hinaus. 

Anders als bei der Impfung gilt die Taufe sicher ein Leben lang, anders als bei der Impfung entfaltet sie ihre Wirkung umso mehr, je öfter wir uns daran erinnern und uns vergewissern: Ich bin ein Gotteskind, ich bin getauft, Gott trägt mich durchs Leben, er ist mein unsichtbares Fundament und deswegen brauche ich keine Angst mehr haben. 

Silke Beier ist Pfarrerin in der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Werther