Wort zum 01. April 2020

Eines Tages
wird der Abgrund
hinter dir liegen.
Die Hoffnung
soll uns erzählen
von der Heimkehr
der Freude
in dein Haus,
von wärmeren Tagen,
die Mut wachsen lassen.
Lass uns träumen davon,
wie es sein wird,
wenn die Fessel der Angst
sich löst
und du aufbrichst
in ein Land,
das Leben verspricht.
Eines Tages
wird das Gestern
dich nicht mehr gefangen halten,
und Friede wird einziehen
in dein Herz.

Dieses Gedicht von Antje Sabine Naegeli gehört zu denen, die mir persönlich wichtig geworden sind. In diesen Tagen spiegelt es für mich einerseits die Unruhe und Angst, die Menschen empfinden, und andererseits die Hoffnung auf Befreiung und Frieden, von der wir leben.

Viele möchten jetzt schon wissen, wann denn die Krise endlich vorbei ist, wann sie wieder zu ihrem gewohnten und vertrauten Alltag zurückkehren können. Aber diese Frage kann jetzt noch niemand beantworten.

Für viele Menschen fühlt sich das an wie ein Abgrund, der sich vor ihnen aufgetan hat, plötzlich und unerwartet. Sie werden aus ihrer gewohnten Lebensbahn geworfen und müssen sich neu orientieren. Und es fällt besonders denen schwer, die es nicht gewohnt sind, Zeit mit sich selbst zu verbringen und sie eigenständig zu gestalten.

Für die Menschen, die auch sonst schon viel allein sind und sich an Einsamkeit gewöhnt haben, wird es jetzt noch schwerer. Sie empfinden die Isolation noch mehr als sonst. Dass die Telefonseelsorge zur Zeit viel mehr in Anspruch genommen als sonst, zeigt das deutlich.

Was kann helfen, den Abgrund, den die Corona-Krise aufgebrochen hat, zu überbrücken ? Die Hoffnung soll uns erzählen, dass es anders werden wird, dass diese Zeit irgendwann überwunden sein wird und die Freude in unser Leben zurückkehrt. Vertrauen und Hoffnung helfen, schwere und dunkle Zeiten durchzustehen und die Angst zu überwinden.

„Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft, denn er ist mein Fels, meine Hilfe, mein Schutz, dass ich gewiss nicht wanken werden“  ( Ps 62, 2f. ). Das ist ein Vers, der mir in schwierigen Lebensphasen geholfen hat.

Wir sind unterwegs in ein Land, das Leben verspricht. Davon ist die Rede in Jeremias Brief an die Verbannten in Babylonien, und davon erzählt viel später und in weitaus beeindruckender Weise die Ostergeschichte : „Ich weiß wohl, was für Gedanken ich über euch habe, spricht der Herr, Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch Zukunft und Hoffnung gebe“  ( Jer 29, 11).

Von Pfarrerin Petra Isringhausen, Frauenarbeit im Ev. Kirchenkreis Halle