Andacht zum 17. März 2024

Wenn ich das Jahr wie ein Buch mit 366 leeren Seiten sehe, die sich täglich füllen, sehe ich heute auf noch 321 unbeschriebene Blätter. In Psalm 139 heißt es: „Deine Augen sahen mich, da ich noch nicht bereitet war, und alle Tage waren in dein Buch geschrieben, die noch werden sollten und von denen keiner da war. Aber wie schwer sind für mich Gott, deine Gedanken! Wie ist die Summe so groß!“. Wie schön, denke ich: Scheinbar muss ich mich um nichts kümmern. So einfach kann mein Leben sein - lege alles in Gottes Hand. Zugleich bin ich beunruhigt: Ist es also egal was ich plane, was ich entscheide oder tue? Muss ich nicht Sorge tragen, die Fäden in der Hand zu halten, damit mein Leben nicht haltlos in sich zusammenfällt? Ist es egal, was ich sage, woran ich glaube, wofür ich kämpfe und eintrete?

Der Psalmist sagt mir:  Nichts ist entschieden und nichts ist zufällig. Ich muss nicht alles verstehen. Jedenfalls nicht sofort. Ich darf darauf vertrauen, dass ich Teil eines großen Ganzen bin, Teil einer größeren Ordnung.

Das begonnene Buch liegt also vor mir. 321 Seiten die sich Tag für Tag füllen. Mit Gott, der die Erde geschaffen hat nach seinem Plan und nichts dem Zufall überließ. Der Gott, der gelassen laufen ließ, ohne einzugreifen. Der seinen Plan auch schon mal änderte. Gott, der auf die Erde kam, um zu schauen, zu predigen, zu heilen, sich auszuliefern.

321 Seiten. Wer füllt sie? Und wie? Ich beginne.

Nicht mit dem Schreiben und auch nicht mit dem Planen. Ich färbe die Seiten bunt: Zum Thema dieser Fastenwoche „Mit der weiten Welt...“ säe ich Blumensamen in meinen Garten. Das ist dieser Tage meine Form vom „über den Tellerrand schauen“. Für die Bienen, Schmetterlinge und Vögel und für meine Seele und die Seelen anderer Menschen, damit aus trostlosem „braun“ ein hoffnungsvolles „bunt“ erwachsen kann. „Wachsen und gedeihen“ anstatt „Tod und Zerstörung“.

Was machen Sie mit Ihren Seiten?

 

Ingrid Diekmann-Vemmer ist Prädikantin und Diakonin