Andacht zum 06. September 2020

Sie sind in einer unserer Kirchengemeinden aktiv? Evangelisch – katholisch, ehren- oder hauptamtlich engagiert? Oder nehmen Sie als interessierte/r Leser*in die Aktivitäten in den Gemeinden wahr? Zurzeit fällt es uns allen schwer, die Begegnungsmöglichkeiten in unseren Gemeinden aufrecht zu erhalten. Wir merken jetzt viel deutlicher, wie sehr wir auf diese „präsenten“, stärkenden Gemeinschaften angewiesen sind. 

Vor der Coronakrise war doch viel los – Frauenhilfe, Männerkreis, Gemeindefrühstück, Krabbelgruppen, Besuchsdienstkreis, Jugendtreff, Konfi, Kirchen – und Posaunenchor, Gemeindefest, Kleiderkammer, Tafel, Mittagstisch, Unterstützerkreis für geflüchtete Menschen, Kirchentag, Kirchenrenovierung, Friedhofsgestaltung, Gottesdienstvorbereitung… Puh, da fehlen ja oft nicht nur die Zeit zum Durchatmen, sondern auch die Mitarbeitenden, um ein Angebot aufrecht zu erhalten! Schnell stellt sich das Gefühl der Überforderung ein. 

Das kannte schon die Urgemeinde. Es kam zu Streitigkeiten um die Versorgung der Witwen. Ihre Lösung: Schwerpunkte setzen - nicht alle müssen alles machen. Was können andere besser? Aufgaben werden aufgeteilt. Sieben Diakone kümmern sich um die Versorgung der Witwen, die anderen bleiben „ganz beim Gebet und beim Dienst des Wortes“. Verkündigung und soziale Arbeit gehören zusammen. 

Die ersten Christ*innen waren überzeugt: Auf der Suche nach Gott muss man nicht heraus aus seinem Alltag. Ich kann Gott loben und ihm dienen, mit dem was ich kann und da wo ich bin. „Herr der Töpfe und Pfannen, ich habe keine Zeit, eine Heilige zu sein und dir zum Wohlgefallen in der Nacht zu wachen“, heißt es in einem Gebet der mittelalterlichen Mystikerin Teresa von Avila (1515-1582. „Mache mich zu einer Heiligen, indem ich Mahlzeiten zubereite und Teller wasche. Nimm an meine rauen Hände, weil sie für dich rau geworden sind.“ 

In der Verbindung zu Gott – im Gebet und in der Tat – finde ich den Weg, das zu tun, was zu tun ist. Und mehr nicht. 

von Birgit Gillmann, Gemeindepfarrerin in Bockhorst