In Jerusalem gibt es zwei Gräber Jesu, eins in der bekannten Grabeskirche, das andere ist das so genannte Gartengrab außerhalb der Stadtmauer. Das Gartengrab wird von der Anglikanischen Kirche gepflegt, erhebt aber nicht den Anspruch, das historische Grab Jesu zu sein. Allerdings sieht man, wie Gräber zur Zeit Jesu ausgesehen haben. Eine Höhle im Felsen, davor ein Stein, der Ähnlichkeit mit einem Rad hat. Dieser Stein ist zur Seite gerollt, man kann in das offene Grab sehen. „Der Stein ist weggerollt“, wie die Bibel sagt. Gerade in diesen Tagen hat dieser weggerollte Stein eine besondere Bedeutung. Nicht nur, weil vorgestern Ostern war.
Mit heutigen Worten kann man sagen: Jesus lag drei Tage lang in der Quarantäne des Todes, zu Ostern ist der Shut Down beendet und am Ende allen Leids und der Todesverlassenheit steht das Leben.
Vielleicht lehrt uns das Virus, auch in schweren Zeiten die Zuversicht zu behalten, dass Gott nicht ein Gott der Strafe ist, sondern ein Gott des Lebens, der uns durch schwere Zeiten begleitet, uns Kraft gibt und den Stein der Angst wegrollen wird, damit wir das Leben neu entdecken und wert schätzen. Bis dahin wird es sicher noch ein langer Weg sein. Das Virus mit allen Ängsten und Sorgen, die es hervorruft, wird uns noch eine lange quälende Zeit begleiten.
Viele haben gerade an den beiden Feiertagen schmerzhaft erleben müssen, wie einsam ein großes Fest sein kann, wenn man es nicht mit Menschen verbringen kann, die sonst wie selbstverständlich mit dazu gehörten. Den eigenen Kindern, den Eltern und guten Freunden.
Aber es kommt der Tag, an dem das alles wieder möglich sein wird, dass das Leben über den Tod siegt. In dem Sinne wünsche ich Euch allen ein frohes und gesegnetes Osterfest, in der Gewissheit, der Stein ist weggerollt und wird auch wieder weggerollt werden. Wir finden wieder zurück ins Leben – Gott sei Dank.
Von Martin Liebschwager, Pfarrer in Harsewinkel