Wort zum 17. Sonntag nach Trinitatis, 26.9.2021
Wenn es alles zu viel ist…
Der Einkauf im Supermarkt liegt hinter mir. Es ist Mittagszeit. Jetzt noch schnell zum Bäcker: Gottseidank – nur eine Kundin ist vor mir dran. Während ich mich brav anstelle kommen schnell drei weitere Kundinnen. Die Verkäuferin hinter der Theke ist alleine und versucht die Ruhe zu bewahren. Während sie gerade noch ein Brötchen mit Salatblatt und Salami und Käse belegt lässt sie dann doch raus: „Bis vor einer halben Stunde waren wir noch zu zweit hier. Und kaum einer ist gekommen. Jetzt bin ich alleine und der Laden ist voll.“
„Immer mit der Ruhe“, raune ich ihr zu. „Das kenne ich auch.“
In der Tat kommt es viel öfter vor, dass die Wogen über einem zusammenschlagen: Am Schreibtisch liegen gleich drei Aufgaben mit dem Vermerk „dringend“, beim Auto macht der Motor komische Geräusche und zum Geburtstagsbesuch bin ich zu spät losgefahren: Ein Unglück kommt selten allein.
Das erleben wir doch gerade auch in unserem Land: Kaum sind die Inzidenzen im Sommer endlich mal runtergegangen, klettern sie jetzt schon wieder in neue Höhen: „Bloß gut, dass es die Impfung gibt – sonst hätten wir aktuell schon ganz andere Lockdown Maßnahmen“, höre ich oft in Gesprächen und denke ich auch selber.
Und die ganze Hochwasserkatastrophe – das zieht einem ganz real die Lebensgrundlage unter den Füßen weg. Alles eine Frage des Klimawandels und unseres eigenen Lebensstils.
„Ich habe mich so sicher gefühlt, doch dieses Grundvertrauen, dass uns doch hier nichts passieren kann, ist erschüttert,“ höre ich immer wieder. Im Grunde wiegen wir uns in falscher, nur vermeintlicher Sicherheit.
In einem Psalmgebet schreit der Beter seine Not heraus "Und nun, was habe ich zu hoffen, Gott?“ (Psalm 39,8). Und dann gibt sich der Beter selbst die Antwort: "Ich hoffe auf dich, Gott! Errette du mich, wende deine Plage von mir.“ (Psalm 39,11.) An die eigenen Grenzen stoßen und in dem Moment alles an Gott abgeben können – wie gut ist das. Zu wissen, einer ist da, der das mit und für mich aushält. Dem nichts zu viel wird und der mich trägt, bis ich selbst wieder festen Boden unter den Füßen habe.
Kirsten Schumann ist Pfarrerin in der Ev. Kirchengemeinde Steinhagen