Andacht vom 25. Februar 2018

Wort zum Sonntag Reminiscere, 25. Februar 2018

Aufbrechen

So, ich muss jetzt los! Heißt das alltäglich bei uns. Los zur Arbeit, zur Schule. Genauso alltäglich klingt das im 2. Buch Mose: An diesem Tag zog das ganze Heer Israels aus Ägyptenland. Dabei war es dramatisch bis zuletzt: Der Pharao, der einmal Ja und kurze Zeit später Nein sagte, Naturkatastrophen und schreckliche Plagen bis zum Aufbruch. Aber nun ziehen sie los, endlich. Und lassen Ägypten hinter sich und damit die Sklaverei und Bedrückung, die sie schon viel zu lange aushalten mussten. Bloß schnell und weit weg.

Und da sagt der fromme Rabbbi von Kosnitz: An jedem Tag soll der Mensch aus Ägypten gehen. Wie anstrengend klingt das denn? Jeden Tag aufbrechen, da ist ja schon unsere Alltagsvariante immer mal wieder anstrengend genug: an manchen Montagen und immer dann, wenn uns die Kraft fehlt, diesen neuen Tag mit allen Anforderungen zu stemmen.

Die Bibel erzählt, wie schwierig es war, tatsächlich loszukommen, wie sehr ihnen die Zeit der Sklaverei „in den Knochen“, im Kopf und im Herzen steckte: Ach, wär‘n wir doch in Ägypten geblieben, seufzen sie immer wieder. Und müssen sich dann neu entscheiden: dass sie tatsächlich weiter gehen und nicht umkehren wollen.

Um aufzubrechen braucht es offenbar nicht nur ein Ziel, das wir erreichen möchten, wir müssen auch sehr klar wissen, was wir hinter uns lassen möchten, wovon wir weg wollen.

Davor kann man nicht weglaufen! Sagen wir angesichts von Schicksalsschlägen. Nein, vor manchem kann keiner weglaufen. Aber ganz oft können/könnten wir uns entscheiden: Das will ich so nicht mehr! Diese Last möchte ich nicht mehr, jedenfalls nicht mehr allein tragen. Das möchte ich hinter mir lassen … Vielleicht auch von mir hinter mir lassen. Von einem Tag auf den anderen,  am liebsten mit Zauberei oder Wundermittel geht es leider nicht. Es geht auch gar nicht, wir müssen selbst gehen: an jedem Tag aus Ägypten.

Das klingt zuerst anstrengend. Aber es macht vor allem Mut: Brich auf. „Feuerschein und Wolke‘‘ zeigen, dass Gott mitgeht.

von Christiane Becker, Pfarrerin der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Versmold