Wort zur Weihnacht 2016
Liebe Leserinnen und Leser,
Futur II – in der Schule haben wir sie gelernt, diese besondere grammatikalische. Sie besagt, etwas wird zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft abgeschlossen sein. Etwa: im Sommer werde ich meine Ausbildung beendet haben. Oder auch: In ein paar Tagen wird das Weihnachtsfest vergangen sein – so könnte es auf das kommende Fest gemünzt, verstanden werden.
Schon jetzt ahnen, ja wissen wir, dass das Weihnachtsfest dann hinter uns liegt. Und dann? Lässt sich dann auch von diesem Weihnachtsfest nur in der Vergangenheitsform sprechen, ohne dass es etwas bei uns ausgelöst, verändert hätte? Wenden wir uns folgerichtig neuen, wichtigeren Dingen des Jahres 2017 zu?
Mein Wunsch ist jedes Jahr aufs Neue, dass Weihnachten mein Leben wenigstens ein wenig verändert und wenn es nur die Vorstellung ist, es auf jeden Fall im nächsten Jahr anders, vielleicht ruhiger angehen zu können. Mein Wunsch ist jedes Jahr aufs Neue, dass die Welt ein wenig heiler, friedfertiger sein möchte.
Ein frommer Wunsch, der schnell verklingt und im Lärm untergeht? Bleiben von der Weihnachtsbotschaft am Ende nur Seifenblasen übrig, die beim nächsten Windstoß zerplatzen? Das könnte man meinen, wenn da nicht noch eine andere Sicht wäre, die die Welt in einem anderen Licht erscheinen ließe.
Das interessante an dieser Formel des Futur II ist doch, dass Zukunft und Vergangenheit miteinander in Verbindung gebracht werden. So verstehe ich Weihnachten auch: Wir feiern ein Fest, das in der Vergangenheit liegt und gleichzeitig Einfluss nimmt auf unsere Zukunft. Weihnachten will darum nicht nur als individuelles Fest in unserer Familie gefeiert werden, sondern Gott will mit der Geburt dieses Kindes einer ganzen Welt Zukunft schenken. Wie nötig diese Welt eine menschlichere Zukunft hat, wird jeden Tag aufs Neue deutlich; zumal dann, wenn wir in erschreckender Weise von unmenschlichen Ereignissen hören. „Mach`s wie Gott, werde Mensch“ heißt darum eine Formel, die die Menschwerdung Gottes an Weihnachten zutreffend beschreibt und zum Nachahmen einlädt.
Ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest
Ihr Walter Hempelmann, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Halle