Andacht vom 25. Oktober 2015

Wort zum 21. Sonntag nach Trinitatis, 25. Oktober 2015

Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem. Römer 12,21

Das Böse kann sich ganz unmerklich einschleichen. Ein Jugendlicher sucht Anschluss an eine Gruppe und findet Menschen, die ihm Gemeinschaft anbieten, ja sogar eine Ideologie, die sich unterstützend anfühlt. Und erst später findet er sich wieder mitten in Krieg und Gewalt.

Hannah Arendt sprach von der Banalität des Bösen. Zum Bösen muss man sich, scheint`s, nicht groß überwinden. „Die Täter hören Mozart und spielen mit ihren Kindern.“, ist ein Wort von Fulbert Steffensky.
Bei anderen können wir das Böse entdecken, unsere Welt ist voll von bösen Taten, voll von Gewalt und Kriegsterror.
Aber wie steht es mit dem Bösen in uns selbst? Ein Konfirmand schubst einen anderen mit lustvoll fröhlichem Gesichtsausdruck in ein stacheliges Rosenbeet.  Vielleicht ist gerade dort unsere Bosheit am größten, wo wir unser Handeln gar nicht als böse erkennen. Ja, es macht sogar Spaß, es ist lustvoll, jemanden zu quälen.

Der Anruf einer Nachbarin scheint mir ein Schritt in die richtige Richtung: „Bei mir gegenüber ist jetzt so ein Flüchtlingshaus. Soll ich da mal hingehen und mich vorstellen? Vielleicht ein paar Sachen vorbei bringen?
Ich möchte meine dumme Einstellung aus dem Kopf kriegen, dass ich jedes Mal, wenn ich das Haus verlasse, überlege: habe ich auch alle Fenster zu oder stehen die Flüchtlinge gleich in meinem Wohnzimmer?“
Ja – geh hin, stell dich vor und stell fest, wie freundlich und bemüht, um gute Nachbarschaft alle sind.

Jesus sagt: „Liebet eure Feinde.“, die inneren und die sichtbaren. Überwinde dich und geh auf die Menschen zu, die dir Vorurteile im Kopf machen. Konfrontiere den Rosenschubser mit seiner Tat: keine Gewalt! -  Kleine Schritte im Alltag auf dem Weg der Nachfolge Jesu. Ein Lied aus Taizé macht mir Mut, das  Gute einzuüben: „Gott ist nur Liebe; wag für die Liebe alles zu geben. Gott ist nur Liebe; gib dich ohne Furcht.“

von Elisabeth Hübler-Umemoto, Pfarrerin der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Versmold