Andacht vom 26. April 2015

Andacht zum Sonntag Jubilate, 26. April 2015

Die Konfirmation ist ein großer Festtag im Leben junger Menschen. Dann sind die Kirchen voll, so dass hier und da sogar Platzkarten ausgegeben werden. Allein in der Evangelischen Kirchengemeinde Halle wurden bis zum 10. Mai in sieben Gottesdiensten 118 Mädchen und Jungen konfirmiert. Dann stehen sie im Mittelpunkt. Viele Menschen gratulieren, wünschen alles Gute und Gottes Segen für den weiteren Lebensweg.

Den Segen Gottes bei der Konfirmation persönlich zugesprochen zu bekommen, das ist den jungen Leuten wichtig. Manche Menschen behaupten, die Jugendlichen ließen sich nur wegen der Geschenke konfirmieren. Aber eine Umfrage hat ergeben: das stimmt überhaupt nicht. Klar finden die Konfirmanden es schön, beschenkt zu werden. Wem gefällt das nicht? Aber gleich an zweiter Stelle steht der Wunsch, den Segen Gottes zu empfangen. Zuspruch der Nähe Gottes für den Lebensweg an einer so wichtigen und zugleich schwierigen Bruchstelle im Leben: auf dem Weg vom Kind zum Erwachsenen; nicht mehr das eine, noch nicht das andere. Im Körper rumort es, und die Gefühle fahren Achterbahn. Da möchten sie, dass einer mit ihnen geht, der zu ihnen steht, der sie versteht. Das wird auch in einem neueren Gesangbuchlied ausgedrückt, in deren vierter Strophe Jesus Christus als der Begleiter benannt wird:

„Sie nennen ihn den Herren Christ, der durch den Tod gegangen ist; er will durch Leid und Freuden mich geleiten. Ich möcht’, dass er auch mit mir geht.“

Die persönliche Zusage des Segens Gottes bei der Konfirmation verspricht, ja macht es geradezu handgreiflich durch das Handauflegen: Gott ist da, Gott ist nah, Gott ist für dich da. Du kannst dich auf ihn verlassen. Auch wenn die Konfirmandinnen und Konfirmanden die Hände der Pfarrerin oder des Pfarrers auf ihrem Kopf spüren, ist der Glaube keine Kopfsache, sondern eine Herzensangelegenheit.  Der Glaube will erfahren, erlebt werden. Schon in der Vorbereitungszeit auf die Konfirmation beim Konfi-Camp und bei praktischen Einsätzen im Altenheim oder im Kindergarten. Und nach der Konfirmation in Gottesdiensten, in denen die Lebenswelt junger Menschen und der christliche Glaube zusammengebracht werden. Oder bei den Sommerfreizeiten, die sehr beliebt sind bei jungen Leuten, weil sie dort gemeinsam erleben können, was es heißt, als Christ zu leben.

Allein geht man ein. Darum brauchen gerade junge Menschen gemeinsame Erlebnisse und Erfahrungen, auch außerhalb ihrer Familien und der Schule. Zum Beispiel in der kirchlichen Jugendarbeit, damit die Konfirmation kein Punkt, sondern ein Doppelpunkt war.

von Udo Waschelitz (Halle), Kirchenjournalist und ist Laienprediger der Evangelischen Kirche