Andacht vom 20. September 2015

Andacht zum 16. Sonntag Trinitatis, 20. Septmber 2015

Am ersten Nachmittag mit den neuen Konfis spielen wir „Kofferpacken“. Vor allem die Jungen packen technisches Equipment ein: Handy, Laptop, Ladekabel, Playstation usw.. Ohne moderne Kommunikationsmittel geht heute nichts mehr! Überall sehen wir Menschen mit einem Handy, Smartphone oder Ähnlichem am Ohr, und oft machen Mütter mit Kinderwagen den Eindruck, mehr auf ihren unsichtbaren Gesprächspartner konzentriert zu sein als auf ihr Kind, das sie erwartungsvoll anschaut. Es scheint, als seien die meisten von uns pausenlos in Kontakt und im Gespräch, wobei es wohl oft ein Austausch von Nichtigkeiten ist.Längst ist deutlich, dass viele von ihrem Handy abhängig sind und es sich um ein Suchtverhalten handelt. Jede Sucht hat mit einer Sehnsucht zu tun, und die Abhängigkeit von einem Handy, von der jederzeit verfügbaren Möglichkeit, mit einem anderen Menschen in Kontakt zu treten, wohl mit der Sehnsucht, nicht allein zu sein, mit anderen sprechen zu können und von jemandem gehört zu werden.Wirklich gehört zu werden ist ein tiefes Bedürfnis des Menschen in einer Zeit, in der so Vieles im pausenlosen Lärm und Gerede untergeht.Einem anderen Menschen bewusst und aufmerksam zuzuhören, fällt nicht so leicht. Ein echtes Gespräch setzt Ruhe und Konzentration voraus und die Bereitschaft, sich dem anderen mit Interesse zuzuwenden. Im Zuhören und miteinander Sprechen, im Austausch finden wir Wege zu anderen Menschen, entwickeln wir neue Beziehungen.„Wer Ohren hat, der höre“, sagt Jesus. Das, was er seinen Jüngern, seinen Zuhörerinnen sagt, bedeutet etwas für ihr Leben und ihren Glauben, für ihre Zukunft. Darum ist es wichtig, genau zuzuhören, um zu verstehen, was er ihnen da sagt.„Herr, höre meine Stimme!“ – So beten Menschen zu Gott, und sie bitten ihn damit: Wende dich mir zu! Hör´ mir zu, und lass mich nicht allein! Versteh´ mich doch, und hilf mir in meiner Not! Sie brauchen dringend ein Gegenüber, das ihnen zuhört und dem sie sich anvertrauen können. „Herr, höre meine Stimme!“ Die Gewissheit, dass da einer ist, der mir zuhört und der mich versteht, der meine Situation kennt und mir helfen möchte, die kann Menschen trösten und ihnen helfen, einen Weg zu finden, auf dem es weitergeht.Das Gebet ist ein Gespräch mit Gott über unsere ganz persönlichen und manchmal lebenswichtigen Fragen. Und wer betet, vertraut darauf, von Gott gehört zu werden – und vielleicht auch darauf, dass sich Gott hören lässt, dass er antwortet.Ein Handy ermöglicht zweifellos eine hohe Quantität von Gesprächen. Ob deren Qualität die Sehnsucht nach echten Gesprächen und echter Begegnung befriedigt, bleibt dahingestellt.

von Petra Isringhausen, Pfarrerin in der Evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Steinhagen