Wort zum Sonntag (Nikolaustag), 06. Dezember 2020
Nikolaus
Schuh oder Stiefel putzen für einen guten Zweck! Oder als einer der unzähligen Hilfsnikoläuse (westfälisch: Nickelaus) Geschenke verteilen und Lobenswertes aus goldenen Büchern vorlesen: was für eine wunderbare Sache in den Wartewochen vor Weihnachten. Dass der Bischof aus Myra zu einem so berühmten Heiligen geworden ist, der über manche Gräben hinweg alle Kirchen des Ostens und Westens miteinander verbindet, ist übrigens etwas Besonderes.
Denn: Wer heute berühmt werden möchte, kann dazu richtig gute, aber auch sehr scheußliche Mittel und Wege finden. Aber um ein*e Heilige*r zu werden, reichte ein gutes und frommes Leben nicht, man musste möglichst auch den Märtyrertod gestorben sein. Nikolaus galt schon früh als Heiliger, obwohl er keinen gewaltsamen Tod gestorben ist. Wir wissen von ihm kaum mehr, als dass er Ende 3., Anfang 4 Jahrhunderts lebte und zunächst Priester, später Abt und dann Bischof in Myra war, letzteres vielleicht gegen seinen Willen.
Alles andere erzählen die wundersamen Legenden, die sich um sein Leben ranken, sehr unglaublich für uns Heutige. Doch zum Kern der Legenden gehört, dass dieser Bischof von Myra ein freundlicher und gütiger Mensch war, einer, der Not sah und zu helfen versuchte. Dass er bis heute so beliebt ist, hat natürlich mit den Geschenken zu tun, die er heimlich bei Nacht verteilt, Gott-sei-Dank nicht nur an „brave“ Kinder. Wie schön, dass er so beliebt und bekannt geworden ist.
Heilige sind solche, die etwas von Gottes Licht und Güte in die Welt bringen. In diesem Jahr kommt manchem die Advents- und Weihnachtszeit so armselig und ausgeplündert vor wie der Tannenbaum im Januar. Aber Manches geht eben doch. Schenken z.B., nicht nur am 6. Dezember und auf den ausgetretenen Geschenkpfaden in Familie und Freundeskreis und nicht nur teuer und prächtig. Wir könnten erfindungsreicher teilen und weitergeben: Wärme und Trost teilen (wie der heilige Martin) und herzliche Freundlichkeit, kostbare „Seelengroschen“ wie der Heilige aus Myra. Von diesen Nikoläus*innen kann es gar nicht genug geben.
Christiane Becker, Pfarrerin in der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Versmold