Ursprünglich hatte Johann Sebastian Bach die Kantate (BWV 80) für die Fastenzeit komponiert. Später fügte er den Eingangszyklus hinzu und verortete das Werk am Reformationsfest. So entfaltet der von Martin Luther geschrieben Text seine Kraft vor allem im Zusammenhang von Luther Suche nach tiefer Glaubenserfahrung.
Im Text der Kantate, so führte Ralf Stolina in seiner Predigt aus, finden sich Bezüge sowohl zum 46. Psalm als auch zur so genannten Apokalypse aus der Offenbarung des Johannes (12,7-12). Im Trostpsalm heißt es „Gott ist meine Zuflucht, mein Zufluchtsort“. Die Burg als Bild für diesen Ort des Schutzes zu nehmen, passt zum Weltbild des ausgehenden Mittelalters. Es entspricht außerdem Luthers Lebenserfahrung, dass Gott in Not, Leid und Anfechtung hilft und schützt. Und dass eine Burg – z.B. die Wartburg – ein Zufluchtsort sein kann.
„In der heutigen Zeit und Welt mit Terror, Waffengewalt und Krieg, mit Glaubenskriegern und dem Leid fliehender Menschen können wir von Martin Luther lernen“, sagte Stolina. Luther habe betont, dass Theologie die Kunst sei, zu unterscheiden zwischen weltlichen und den göttlichen Waffen, die in der Kantate besungen werden.
Die Bilder von Gut und Böse, vom „bösem Feind“ und vom „Sieg Gottes“, die die Kantate zeichnet, unterstreichen Luthers tiefe Gewissheit, dass Gott Leid und Schmerz überwindet. Ralf Stolina zitiert und interpretiert dazu eine Textpassage aus einem der Briefe des Paulus: „Es gibt keinen Ort, keine Situation ohne Gott in unserem Leben.“ Angst, Not und Leid höre nicht einfach auf, so Stolina. Aber Gott sei in Nacht, Finsternis und Tod mitteldrin. Letzte Geborgenheit und Trost gebe es nur bei Gott.
Stolina schloss seine Predigt mit einem Friedensgebet, da „ein Reden von und über Gott im Glauben immer zu einem Reden mit Gott werde.“
Der Bach-Chor der Johanniskantorei führte im Gottesdienst die Bachkantate stimmgewaltig mit Unterstützung der Solisten Anna-Lena Rieker (Sopran), Sarah Leufke (Alt), Tilmann Lichdi (Tenor) und David Firtzen (Bass) sowie mit Mitgliedern des Ensembles Aperto auf. KMD Martin Rieker hatte die musikalische Leitung. (fra)